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So viel Unglück im Kriege erschütterte endlich auch Widnkinds Glauben
an die Allmacht der Sachsengötter. Da beschloß er. ein Christ zu werden.
Er ging zu Karl, der ihn sehr freundlich aufnahm, und empfing mit vielen
sächsischen Edlen zu Attigny im nördlichen Frankreich 785 die heilige Taufe.
König Karl selbst war sein Pate.
Mit Widukinds Taufe war der Sachsenkrieg noch nicht zu Ende, ^ntmer
wieder brachen Aufstände aus, aber ohne Widukiud erlahmte der Widerstand
des tapferen SSolte§ nach uud nach. E§ genügte, daß Karl mehrere Züge
durch das Land unternahm und viele tausend Sachsen aus den Gegenden der
Unterelbe in fränkisches Gebiet verpflanzte. Noch heute finden wir in den
verschiedensten Gegenden Deutschlands Ortsnamen, die an jene Ansiedelung
der Sachsen erinnern; z. B. Sachsenhausen, Sachsenheim, Sachsenhagen, Sachsen¬
berg, Sachsenried n. s. w. Am bekanntesten ist Sachsenhausen, das Frankfurt
gegenüberliegt. Endlich im Jahre 803, nach mehr als 30jährigem Kampfe,
unterwarfen sich die letzten Sachsen.. Ihr Gebiet bis zur Eider im heutigen
Schleswig wnrde dem Frankenreiche einverleibt. Dadurch waren alle deutschen
Stämme zu einem großen Reiche unter einem gemeinsamen Könige vereinigt.
Das Christentum schlug jedoch nur allmählich feste Wurzel bei den Sachsen.
Um es zu erhalten und zu befestigen, errichtete Karl Kirchen, Klöster und
Bistümer. So gründete er 8 Bistümer: Münster, Osnabrück, Bremen,
Minden, Verden, Paderborn, Hildesheim und Halberstadt. Auch aus
diesen Bischofssitzen sind im Laufe der Zeit blühende Städte erwachsen. Weil
aber die Sachsen immer wieder in die Greuel des Heidentums zurückfielen,
so erließ Karl sehr strenge Gesetze. Bei Todesstrafe verbot er Kirchenraub,
Zerstörung der Kirchen, das Essen von Fleisch während der großen Fastenzeit,
die Ermordung eines Priesters, das Verbrennen der Verstorbenen nach heid¬
nischer Sitte, die absichtliche Verschmähnng der Taufe u. s. w. Wer ein Kind
nicht zur Taufe brachte, eine verbotene oder unerlaubte Ehe einging, zu den
heidnischen Göttern betete oder heidnische Opfer brachte, mußte eine hohe Geld¬
strafe zahlen. Auch führte er den „Kirchenzehnten" ein. d. H. die Ent¬
richtung des zehnten Teiles aller Einkünfte und alles Vermögens an die
Kirchen und Geistlichen. Dieser „Zehnte" besonders war es, der bei den
Sachsen viel böses Blut machte.
2. Kämpfe zur Sicherung der KeichsgrenM. Karls unermüdliche Sorge für
die Ausbreitung des Christentums verwickelte ihn in weitere Kriege mit heidnischen
Grenzvölkern. Auf dem Reichstage zu Paderborn 777 erschien eine Gesandtschaft aus
dem nördlichen Spanien. Es waren maurische Statthalter, die den mächtigen Franken¬
könig Karl gegen ihren eigenen Herrn, den Kalifen von Cordova, zu Hilfe riefen.
Ihr Führer war der Statthalter von Saragossa. Karl folgte gern dem Rufe, zog
778 über die Pyrenäen, belagerte und eroberte Pamplona und Saragossa, ließ sich
Geiseln als Unterpfand der Treue stellen und fügte alles Land zwischen Pyrenäen und
Ebro unter dem Namen „spanische Mark" zum Frankenreiche, so daß dieses im
Süden bis zum Ebro reichte. Auf dem Rückzüge wurde die Nachhut seines Heeres
unter dem Grafen Roland von den Basken, den wilden Urbewohnern der Pyrenäen,
im Thalgrunve von Roncesvalles überfallen und völlig vernichtet. Die Sage hat
später den Grafen Roland als den größten unter Karls Helden gefeiert.
Das Land östlich von Saale, Elbe und Böhmerwald war von Slaven bewohnt;
sie wurden von den Sachsen auch Wenden genannt. Sie waren noch Heiden und
unternahmen oft Raubzüge in fränkisches Gebiet. Karl zog gegen sie, drang bis zur
Peene in Pommern vor, besiegte auch die Wenden in Mecklenburg und Branden¬
burg, gründete zur Sicherung seines Reiches die wendische Mark oder die sächsische
Kornrumpf, Geschichtsbilder filr Preußen. 3