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b) Karl erfaßte auch zuerst die Idee einer allgemeinen Volksbildung,
indem er den Geistlichen den Jugendunterricht anbefahl.
c) Er zog Gelehrte an sich: Paulus Diakonus, Petrus v. Pisa,
Eginhard, den Biographen Karls, und gründete mit ihnen eine
Art Akademie.
d) Die Mängel seiner eigenen Bildung suchte Karl bis ins hohe
Alter zu ersetzen und erwarb sich namentlich auch Verdienste
um die Förderung der deutschen Sprache.
e) Die Baukunst hob er durch den Bau schöner Paläste zu Ingel¬
heim, Aachen und Nymwegen und des Domes zu Aachen.
3. Sorge für das materielle Wohl der Unterthanen. Er
begünstigte den Ackerbau durch Anlage von Musterwirtschaften und be¬
förderte den Handel durch den Bau von Straßen und durch freund¬
schaftliche Verbindungen mit mächtigen Herrschern.
E. Mesuttat seiner Negierung.
Karl d. Gr. starb im I. 814. Er hat alle deutschen Stämme
unter seinem Scepter vereinigt, das Abendland zum Bewußtsein sei¬
ner Bedeutung gebracht und über das oströmische Reich erhoben und
die mittelalterliche Staatsverfassung begründet. Durch den von ihm
bewirkten völligen Untergang des germanischen Heidentums und den
Sieg des Christentums hat er die Übertragung der römischen Kultur
auf die Germanen ermöglicht. Die von ihm durchgeführte Idee eines
römisch-deutschen Kaisertums beherrschte auf lange Zeit die Anschau¬
ungen der Menschen und war für seine Nachfolger ein hohes Ziel
ihres Strebeus.
II. Karls d. Gr. nächste Nachfolger.
1. Ludwig der fromme, 814—840.
Die Schattenseiten des karolingischen Reiches lagen darin, daß alle Ein¬
richtungen auf einen genialen Staatenlenker berechnet waren, wie ja über¬
haupt die Lehnsmonarchie nur unter einem tüchtigen Regenten ihre Macht
entfalten kann.
Auf Karl d. Gr. folgte sein untüchtigster Sohn, Ludwig der
Fromme, der durch feine Nachgiebigkeit die Vasallen übermächtig machte
und durch die Teilung des Reiches den ersten Anstoß zur Auflösung
gab. In dem ersten Teilungsvertrage ward auf Betreiben der Geist¬
lichkeit die Einheit des Reiches noch gesichert. Als er aber von seiner
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