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zahlt werden, wovon 8 Pfennige in die kurfürstliche, 4 Pfennige in
die städtischen Kassen flössen. Die Stadt Stendal, welche sich der
Einführung der Steuer widersetzte, wurde ihrer Privilegien beraubt.
2. Wissenschaftliche Bestrebungen. Aus dem Reichstage
zu Worms, 1495, war den Fürsten seitens des Kaisers die Anregung
gegeben worden, Universitäten zu errichten. Johann legte, unterstützt
von dem Arzte Pistoris, in Frankfurt a. d. Oder den Grund zu einer
solchen. In Stendal errichtete er die erste Buchdruckerei der Mark,
in Berlin die erste Apotheke.
3. Erwerbungen. Die große Sparsamkeit des Kurfürsten
machte es ihm möglich, 1490 die Herrschaft Zossen, die früher zur
Lausitz gehörte, zu kaufen.
V. Joachim I. Nestor, 1499—1535. Obgleich er erst 15 Jahre
alt war, besaß er doch eine so ungewöhnliche geistige Reife, daß er
die Regierung selbständig antreten konnte.
1. Rechtspflege.
a) Die durch Mißwachs in den letzten Jahren des vorigen Kur¬
fürsten hervorgerufene Not unter dem Adel, sowie die noch im¬
mer vorhandene Neigung zum „Stegreifreiten" ließen bei der
Jugend des Kurfürsten das Raubritterwesen noch einmal auf¬
leben. Joachim aber ergriff ernste Maßregeln dagegen und be¬
strafte in einem Jahre 70 Übelthäter, darunter viele vom Adel,
mit dem Tode.
b) In gleicher Weise glaubte Joachim der Gerechtigkeit Genüge zu
leisten, als er 1510 eine Verfolgung der Juden veranstaltete,
die der Entweihung von Hostien beschuldigt wurden.
c) Um der Mangelhaftigkeit in der Rechtspflege abzuhelfen, grün¬
dete der Kurfürst 1516 das Kammergericht, das viermal im
Jahre, zu Köln und zu Tangermünde, 'zusammentrat. Auch
für das Familien- und Erbrecht führte er gleiche Normen durch
die Constitutio Joachimica ein.
2. Verwaltung.
a) Einen gleich praktischen Blick zeigte Joachim in der sogenannten
Reformation der Städte (1515), die nach dem Verluste ihrer
Selbständigkeit sehr herabgekommen waren. Es wurde ein
Grundgesetz für die städtische Verwaltung bekannt gemacht, das
alles betras, was den Wohlstand der Städte bezweckte.