Full text: Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte

278 
Hof, dessen Pracht eine außerordentliche war, erforderten große 
Summen, die nur durch hart empfundene Stenern aufgebracht 
werden konnten (erste allgemeine Kopfsteuer), 
d) Kunst und Wissenschaft. Nicht minder groß waren aber 
die Summen, die der freigebige König für die Förderung von 
Kunst und Wissenschaft ausgab, wodurch der Glanz des jungen 
Königtums erhöht wurde. Schon 1694 hatte er in Halle eine 
Universität gegründet, an der Christian Thomasins, Samuel 
Pusendorf, August Hermann Francke und der Philosoph Wolff 
wirkten. In Berlin schuf der Architekt Schlüter das königliche 
Schloß, das Zeughaus und die Reiterstatue des Großen Kur¬ 
fürsten. Ferner wurde hier die Akademie der Künste und die 
Akademie der Wissenschaften gegründet. 
Trotz der hohen Abgaben war selten ein Monarch so beliebt wie 
Friedrich I. Sein Lebensabend wurde durch eine in Preußen aus¬ 
gebrochene Pest getrübt. Er starb 1713. ' 
II. Friedrich Wilhelm I., 1713—1740. 
Noch ehe er seine Regierungsthätigkeit, in der sich Herrschaft und 
Arbeit vereinigen sollten, recht entsalten konnte, nahmen ihn die aus¬ 
wärtigen Angelegenheiten in Anspruch. 
1 Auswärtige Politik. Beim Antritte seiner Regierung waren 
noch zwei Kriege im vollen Gange, die ihm schließlich ansehnliche Er¬ 
werbungen einbrachten. 
a) Im Friedensschlüsse zu Utrecht (1713), der dem spani¬ 
schen Erbfolgekriege ein Ende machte, erhielt er Obergeldern, 
teils zur Entschädigung für das zur oranischen Erbschaft ge¬ 
hörige Orange, teils auf Grund alter, von Kleve aus bestehen¬ 
der Ansprüche. 
d) Beteiligung am nordischen Kriege. Die Nachbarschaft 
der kriegsbedürftigen Schweden, die sinkende Macht derselben, 
welche die Besetzung der wichtigen Odermündungen durch eine 
andere Großmacht möglich machte, sowie die kriegerische Unruhe 
des jetzt flüchtigen Königs Karl XII. bewogen Friedrich Wilhelm, 
auf das Anerbieten der schwedischen Regierung einzugehen, Stettin 
zu besetzen. Als aber der plötzlich zurückkehrende Karl XII. 
diesen Vertrag nicht billigte, beteiligte sich der König an der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.