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Hof, dessen Pracht eine außerordentliche war, erforderten große
Summen, die nur durch hart empfundene Stenern aufgebracht
werden konnten (erste allgemeine Kopfsteuer),
d) Kunst und Wissenschaft. Nicht minder groß waren aber
die Summen, die der freigebige König für die Förderung von
Kunst und Wissenschaft ausgab, wodurch der Glanz des jungen
Königtums erhöht wurde. Schon 1694 hatte er in Halle eine
Universität gegründet, an der Christian Thomasins, Samuel
Pusendorf, August Hermann Francke und der Philosoph Wolff
wirkten. In Berlin schuf der Architekt Schlüter das königliche
Schloß, das Zeughaus und die Reiterstatue des Großen Kur¬
fürsten. Ferner wurde hier die Akademie der Künste und die
Akademie der Wissenschaften gegründet.
Trotz der hohen Abgaben war selten ein Monarch so beliebt wie
Friedrich I. Sein Lebensabend wurde durch eine in Preußen aus¬
gebrochene Pest getrübt. Er starb 1713. '
II. Friedrich Wilhelm I., 1713—1740.
Noch ehe er seine Regierungsthätigkeit, in der sich Herrschaft und
Arbeit vereinigen sollten, recht entsalten konnte, nahmen ihn die aus¬
wärtigen Angelegenheiten in Anspruch.
1 Auswärtige Politik. Beim Antritte seiner Regierung waren
noch zwei Kriege im vollen Gange, die ihm schließlich ansehnliche Er¬
werbungen einbrachten.
a) Im Friedensschlüsse zu Utrecht (1713), der dem spani¬
schen Erbfolgekriege ein Ende machte, erhielt er Obergeldern,
teils zur Entschädigung für das zur oranischen Erbschaft ge¬
hörige Orange, teils auf Grund alter, von Kleve aus bestehen¬
der Ansprüche.
d) Beteiligung am nordischen Kriege. Die Nachbarschaft
der kriegsbedürftigen Schweden, die sinkende Macht derselben,
welche die Besetzung der wichtigen Odermündungen durch eine
andere Großmacht möglich machte, sowie die kriegerische Unruhe
des jetzt flüchtigen Königs Karl XII. bewogen Friedrich Wilhelm,
auf das Anerbieten der schwedischen Regierung einzugehen, Stettin
zu besetzen. Als aber der plötzlich zurückkehrende Karl XII.
diesen Vertrag nicht billigte, beteiligte sich der König an der