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Justizpflege vorzunehmen, deren Resultat „das Allgemeine Landrecht
für die preußischen Staaten" (von v. Carmer und Snarez bearbeitet)
ist, dessen Veröffentlichung (1794) Friedrich nicht mehr erlebte.
F. Kirche, Wissenschaft und Kunst.
a) Der Gang seiner eigenen Bildung und der Geist des Jahr¬
hunderts hatten Friedrich dahin geführt, sich von der Konfession
loszulösen und den Grundsatz religiöser Duldung zur vollsten
Geltung zu bringen. Das kirchliche Lcbm erfuhr daher bei
seiner Hinneigung zur französischen Aufklärung keine besondere
Anregung.
b) Den hohen Schulen bewies er nur so viel Aufmerksamkeit, als
die Stellung eines Fürsten es nötig machte. Er stellte die
„Akademie der Wissenschaften" wieder her und gewann für sie
Wolff und Maupertuis. Die unbedingte Denkfreiheit, welche
der König gestattete, gaben den Wissenschaften eine große An¬
regung. Friedrich selbst fand seine Erholung in dem geistreichen
Verkehre mit französischen Gelehrten (d'Argens, Voltaire). Ob¬
gleich er bei seiner Vorliebe für das Französische der deutschen
Litteratur, die freilich damals noch daniederlag, nicht günstig
gesinnt war, so hat er doch durch seine Thaten zur Anregung
der Geister in Deutschland wesentlich beigetragen.
Die Volksschule verdankt dem Könige die Einrichtung von
Lehrerseminaren und das „General-Landschul-Reglemeut" (1763).
c) Große Summen verwandte der König auf Bauten, die zwar
nicht immer Kunstwerke waren, aber doch Berlin den Charakter
einer europäischen Hauptstadt gaben (Opernhaus, Akademie,
Hedwigskirche, Dom). In Potsdam baute sich Friedrich das
prächtige Schloß Sanssouci.
6. Auswärtige Angelegenheiten in der letzten Halste seiner
Regierung.
A. Tiic erste Teilung Polens, 1772.
a) Polen. Hier war auf August II., den Starken, sein Sohn August III.,
1733—1763, gefolgt, der die Auslösung des Reiches nicht aufhalten
konnte. Die Ursachen des schon im 17. Jahrhunderte vorauszusehenden
Verfalls waren: der Mangel jeder staatlichen Ordnung, das Danieder¬
liegen des Mittelstandes, der Stumpfsinn des niederen Volkes, das von
den herrschenden Ständen ausgepreßt wurde und auch nicht das ge¬
ringste Bildungsbedürfnis fühlte.