Full text: Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte

c) Italien. 
1. Der sardinisch-österreichische Krieg, 1848—1849. 
Die sardinische Monarchie bestand seit dem Utrechter Frieden (siehe S. 266 
und 267). Sie umfaßte die Insel Sardinien und auf dem Festlande die Länder 
Savoyen, Piemont, das die Hauptstadt des Gesamtstaates (Turin) enthielt, 
Genna und Nizza. Im 1. Koalitionskriege riß Frankreich Savoyen und Nizza, 
im 2. Kriege Piemont an sich. Ans dem Wiener Kongresse wurde die Monarchie 
wiederhergestellt. Seit 1831 regierte daselbst Karl Albert. 
Der König Karl Albert von Sardinien regierte anfangs 
absolutistisch. Als er aber sah, welche Verlegenheiten der öster¬ 
reichischen Regierung fortwährend in Norditalien erwuchsen, wo 
sie bei der Verschiedenheit der Nationalitäten keine Wurzel fassen 
konnte, und als der Unmut der Lombarden stieg,'erwachte in ihm 
der Gedanke eines italischen Königreichs. Er schloß sich der 
nationalen Bewegung an, beries ein volkstümliches Ministerium 
und machte konstitutionelle Zugeständnisse. Im März 1848 fiel 
er plötzlich in die Lombardei ein, um das lombardisch-oenetianische 
Königreich den Österreichern zu entreißen und mit Sardinien zu 
vereinigen. Aber er wurde von dem österreichischen Feldmarschalle 
Radetzky bei Custozza und Novara besiegt. Infolge dessen legte 
er die Regierung nieder, und sein Sohn Viktor Emanuel II. be¬ 
stieg den Thron. Derselbe schloß mit Österreich Frieden. 
2. Revolution in Rom. Papst Pius IX., der seit 1846 den 
Kirchenstaat regierte, hatte schon vor der Februarrevolution in 
Rom volkstümliche Einrichtungen getroffen und rief 1848 durch 
Gewährung einer Konstitution große Begeisterung hervor. Als 
er sich aber weigerte, sein Heer mit den sardinischen Truppen 
gegen Österreich marschieren zu lassen, entstand ein Ausstand, in 
dem sein Minister, Gras Rosst, ermordet wurde. Der Papst 
floh nach Gaeta, während Mazzini in Rom die Republik aus¬ 
rief. Aber der Präsident der französischen Republik schickte dem 
Papste ein Heer zu Hilfe, das denselben wieder zurückführte 
und bis 1866 zum Schutze der päpstlichen Regierung in Rom blieb. 
Zeichens politische Lage vor dem Kegierungsanlritle 
Wilhelms I. 
a) Die Lage im Innern. Die Verfassung und das Wahlgesetz hatten 
in Preußen nicht alle Parteien zufrieden gestellt. Der Unwille gegen 
die Regierung war nach dem Aus gange des schleswig - holsteinschen 
Krieges, nach dem Zurückweichen Preußens in der Neuenburger Frage 
und nach dem kläglichen Erfolge, den die deutschen Einheitsbestrebungen 
genonunen hatten, auch in weitere Kreise gedrungen. Die Regierung 
hingegen suchte die Ausbrüche der Unzufriedenheit durch eine 'starke 
Polizeiherrschast, die oft nicht frei von Willkür war, zu verhindern. 
d) Preußens Lage in Deutschland. Um Deutschland hatte sich
	        
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