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bei dem [ich auch Napoleon befand, ergab sich kriegsgefangen. König
Wilhelm wies dem gedemütigten Kaiser das Schloß Wilhelmshöhe bei
Kassel als Aufenthalt an.
Folgen der Kapitulation von Sedan. Der Fall Sedans
stürzte in Frankreich das Kaisertum. Die Kaiserin Eugenie floh nach Eng¬
land. Die Abgeordneten der Stadt Paris traten zu einer „Regierung der
nationalen Verteidigung" zusammen, an deren Spitze Trochu stand. Auf dem
Stadthause von Paris wurde die Republik proklamiert. Jules Favre ward
Minister des Äußeren, Gambetta Minister des Innern. Die neue Regierung
war unermüdlich thätig in der Organisation neuer Streitkräfte und in der
Aufreizung der Bevölkerung. Als sich jedoch die Kräfte des Landes durch
Parteiungen zu zersplittern drohten, brachte Gambetta, der aus dem inzwischen
cernierten Paris mittels eines Luftballons entflohen war, wieder Einigkeit in
die Bewegung.
III. Der Festllnggkrikg. Während der Fall der kleineren Festungen
gewöhnlich von größeren Unternehmungen der Deutschen abhing, be¬
reiteten nur Straßburg, Metz und Paris besondere Schwierigkeiten.
a) Straßburg. Dasselbe wurde seit dem 11. August von dem
General von Werder belagert und von dem Kommandanten
Uhrich verteidigt. Da eine Beschießung der Festung nicht von
Ersolg war, wurden bereits die Vorbereitungen zum Sturme
getroffen, als der Kommandant am 27. September kapitulierte.
b) Metz. Mit der Belagerung von Metz war der Prinz Friedrich
Karl betraut worden. Alle Ausfallsversuche Bazaines wies er
energisch zurück, obgleich die deutschen Truppen durch Krankheiten
und Regenwetter sehr zu leiden hatten. Da eine Beschießung
der Festungswerke unmöglich war, so mußte der Feind 'durch
Hunger zur Übergabe gezwungen werden. Dieselbe fand am
27. Oktober statt. Ein Heer von 173000 Mann und drei
Marschälle gerieten in Gefangenschaft.
c) Paris. Die größte und gewaltigste aller Festungen war Paris,
auf das die Armeeen, welche vor Sedan gekämpft, losgerückt
waren. Die Stadt war aufs reichste verproviantiert und nahm
bei der Ausdehnung ihrer starken Forts eine ungeheure Be¬
lagerungsarmee in Anspruch. Trochu verteidigte die Haupt¬
stadt und machte eine Reihe heftiger, jedoch vergeblicher Aus¬
fälle. Die Belagerung mußte sich voraussichtlich in die Länge
ziehen, und darum begannen die Deutschen schweres Geschütz