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c) Die einreißende Genußsucht mußte im niederen Volke zur Un¬
redlichkeit und Sittenlosigkeit führen.
Dritter Abschnitt.
Die Zeit dev KiregevKrnege, 133—30 tn Ohr.
Die Gracchen.
1. Tiberius Sempronins Gracchus, 133. Der Plan, der ge¬
drückten Volksklasse aufzuhelfen, ging von Tib. Sempronins Gracchus
aus, der selbst der Nobilität angehörte. (Sein gleichnamiger Vater
hatte sich im spanischen Kriege durch Rechtlichkeit ausgezeichnet, seine
Mutter war die edle Kornelia, die Tochter des Siegers von Zama.)
Er erneuerte das in Vergessenheit geratene licinische Ackergesetz mit
dem Zusatz, daß die erwachsenen Söhne noch 250 Jugera vom Staats¬
acker erhalten sollten. Die übrigen Ländereien sollten unter die besitz¬
losen Bürger verteilt werden. Das Gesetz ging unter großen Schwierig¬
keiten durch, und es wurde eine Kommission von 3 Männern mit der
Einziehung und Verteilung des Staatslandes beauftragt. Da aber
dies die Verlängerung seines Amtes notwendig machte, bewarb er sich
für das folgende Jahr wieder um das Tribunal. Indes am Wahl¬
tage drangen die Senatoren auf ihn ein, und Gracchus wurde er¬
schlagen, 133.
2. Cajus Sempronins Gracchus, 123—121. Derselbe war
an staatsmännischem Talent seinem Bruder überlegen und nahm mit
Leidenschaftlichkeit dessen Reformen auf. Nachdem er beantragt hatte,
den ärmeren Bürgern Getreide auszuteilen, den Militärdienst zu er¬
leichtern und auf dem karthagischen Gebiete Kolonieen zu gründen, trat
er mit drei Gesetzen hervor, welche die Macht der Senatoren er¬
schütterten :
a) Er erneuerte das Ackergesetz seines Bruders;
b) er entzog den Senatoren die Befugnis, als Geschworene in den
beständigen Gerichtshöfen zu fungieren, und übertrug dieselbe
den Rittern (wodurch ein Zwiespalt zwischen den Senatoren unb
Rittern entstehen mußte);
c) er wollte ben Latinern bas volle Bürgerrecht, ben Bnnbesge-
nofsen bas Recht ber Latiner geben.
Aber baburch, baß ber Senat ben Tribunen M. Livius Drusus