des Germanentums geschmückt, hatte es im Christentum erst seine
rechte Weihe empfangen; ritterliche Gebräuche waren mit christlichen
Anschauungen und Sitten umkleidet und die Pflichten des Kriegers
durch Erfüllung der Christenpflichten veredelt worden. Wie der zum
Ritter würdig befundene Knappe tags zuvor unter Beten und Fasten
sich zu seiner Würde vorbereiten und die Nacht vor dem Feste wachend
in der Kirche verbringen mußte, so legte er sich am Morgen in ein
weißes Bett, nachdem er ein Bad genommen, um anzudeuten, daß er
nun rein von Sünden sei. Dann wurden ihm weiße und rothe Ge¬
wänder und schwarze Schuhe angethan, um dadurch an Reinheit des
Wandels, cm das Blut Christi und an das dunkle Grab zu mahnen.
Und erst, wenn der Knappe in die Versammlung der Ritter geführt,
auf das Evangelienbuch geschworen hatte, täglich die Hl. Messe zu
hören, dem katholischen Glauben treu zu bleiben, edle Frauen und die
Schwachen und Unschuldigen zu schützen und dem Lehnsherrn treu zu
sein bis in den Tod, erhielt er den Ritterschlag im Namen (Lottes,
des Hl. Michael und des Hl. Georg durch einen dreimaligen leichten
Schlag mit flacher Klinge auf Hals und Schulter. Der junge Ritter
erhielt Sporen, Handschuhe und Panzer, Helm, Schild und Lanze.
Dann wurde ihm ein Pferd zugeführt, auf das sich der jugendfrische
Held schwang und es fröhlich vor der ihm zujubelnden Menge tummelte.
Glänzende Feste bildeten den äußeren Schluß einer Feier, die von
größter Tragweite war; denn von jetzt an durfte der Ritter keinen
Schimpf ungerächt, keine Verletzung des Rechts ungefühnt lassen.
Solche christliche Rittersitte hatte sich zur Zeit der Kreuzzüge bei
allen Völkern des Abendlandes gleicherweise ausgebildet, und war so
der Ritterstand eine große Verbindung geworden, die sich aus allen
christlichen Nationen zusammensetzte.
Den Rittern ebenbürtig waren die Edelfrauen, die feiner Ritter¬
sitte gemäß schon in früher Jugend in Klöstern oder am Hofe des
Lehnsherrn erzogen wurden. Hier lernte das Edelfräulein von der
Herrin das gastliche Mahl bereiten, in ihrem Gefolge empfing es die
fremden Ritter, nahm ihnen die Waffen ab und kredenzte den Will-
kominentrunk. Im Kloster aber lernte die Jungfrau von den Nonnen,
wie man die Gold- und Silberfäden geschickt in das Kirchengewand
der Priester wirkte oder in den Altarschmuck nähte, der Jahrhunderte
überdauerte.