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größten Teil französisches Lehen, mit den mächtigen Städten Brügge, 
Apcrn, Gent u. ct. gehörte dazu. 
Als ein Zeichen des ungeheueren Verkehrs allein in der Stadt Gent 
wird berichtet, daß man mittags zur Warnung für die Kinder eine 
Glocke läutete, damit sie auf den Straßen nicht im Gedränge der heim¬ 
kehrenden Arbeiter zertreten würden. 
Selbst die Franclie Comte, damals Freigrafschaft Burgund, ge¬ 
hörte als Erbschaft der Habsburger zu diesem deutschen Ländergebiet. 
Sie kam unter Ludwig XIV. an Frankreich. 
Zum westfälischen Kreise mit den Herzogtümern, Jülich, Ktcoc, 
Berg, Oldenburg, Ostfriesland, vieleu Bistümern darunter Lüttich, 
Münster, Paderborn, Osnabrück, Verdeu, gehörte auch die alte Graf¬ 
schaft Mark, ein Kernland altgermanischer Kraft und Sitte. Die ge¬ 
nannten Bistümer umfaßten weit mehr, als ihre Namen sagen unb 
waren zumeist Vesten der alten Sachsen und ihrer Bekehrung. So 
erstreckte sich das Bistum Münster über das ganze Münsterland und 
das jetzige südliche Oldenburg bis nach Osnabrück. 
Diese Länder des westfälischen Kreises wußten wenig vom Reiche, 
und die von den eignen Feldern umschlossenen Höfe der alten Sachsen 
waren der Königssitz jedes einzelnen. Wüst, öde, unfruchtbar schlossen 
sich weite Haidestrecken an fruchtbare Felder, und lange Jahrhunderte 
hindurch war gerade hier die Lebensweise ber alten Germanen gewahrt, 
wie sie TacituS zur Römerzeit schildert. 
Das nördliche Münsterlanb würbe burch Sanbsteppen unb Moore 
von betn üppigen Marschlanbe Ostfrieslanbs getrennt. Es war gleich 
Oldenburg unb Schaumburg (Lippe) burch seine Bewohner ein wert¬ 
voller Reichsbesitz; boch richteten auch hier bie Fehbett bes Mittelalters^ 
besonders ber Stabte gegen bie Herren, wie bie Soester Fehbe gegen 
ben Erzbischof Dietrich von Köln, viel Unheil im Laube an. 
An ben westfälischen Kreis grenzte der niedersächsische Kreis, ber 
vom altsächsischen Holstein bis über ben Harz hinausreichte. Wird 
bas Lanb nörblich von Brannschiveig flach, vielfach Haibe und Moor 
(Lüneburger Haide), so waren das Marschland zwischen den Mündungen 
ber Elbe unb ber Weser, bas Erzstist Bremen, wie bie am Harz- 
abhange gelegenen Rcichsstäbte Norbhausen (golbne Aue) unb Goslar, 
bie Bischofssitze Magbeburg, Halberstadt unb HildeSheim reiches Land, 
und altehrwürbige Geschlechter hatten in beut nieberfächsischen Kreise 
ihre Heimat, wie bie Holsteiner, bic Mecklenburger, Welfen tt. a.
	        
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