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Deutscher Adel bildete den Stand der Landesritter, deutsche Bürger 
bevölkerten die Städte, und der deutsche Bauer erhielt Grundeigentum 
gegen Zins und Zehnten. Doch blieb der eingeborene Adel, so weit er 
sich dem Orden fügte, im Lande und erhielt Lehnsgut von den neuen 
Herren. So bestand das Volk aus zehntfreien Lehnsleuten, Zins¬ 
pflichtigen und Leibeignen. 
Allmählich breitete sich der Ordensbesitz, meist durch Kauf vergrößert, 
von Küstrin an der Oder bis zur Embach, d. h. fast bis nach 
dem heutigen Petersburg aus. Der Sitz der Hochmeister, einst in 
Accon, dann in Venedig, war seit 1309 die prachtvolle Marienburg 
an der Nogat. Die eigentümliche Verfassung des Landes bot das Bild 
der Herrschaft eines ritterlichen Mönchsordens, wie sie die Johanniter, 
später Maltheser auf Rhodus und Malta ausübten, und der deutsche 
Ordeu war als solcher Herr eines Landes, das im 14. Jahrhundert in 
höchster Blüte stand. 
Der Hochmeister fand zunächst, als er noch in Accon weilte, seine 
Vertretung in den Landmeistern, die an den Rat des Ordensmarschalls 
und der Komture gebunden waren, welche als Vorstände der Land¬ 
schaften galten. Sie standen an der Spitze von Ordenshäusern, in 
denen oft bis zu 50 Rittern einen Konvent bildeten. Die Komture 
hatten die Ordensregeln streng und rein zu wahren und neben dem 
Geist christlicher Zucht ritterliche Tapferkeit zu pflegen. Kirchlich war 
das ganze Ordensl.md in vier Bistümer geteilt, an deren Spitze Ordens¬ 
brüder standen. 
Unter menschlich edler Regierung und Verwaltung des Ordens 
erblühte der Wohlstand des Landes, Handel und Schiffahrt bereicherten 
die Städte, und der Bauer war wohlhabend neben dem reichen Adel. 
Als aber die Ordensstände immer mehr Anteil an der Regierung 
beanspruchten, die der Hochmeister gleich einem königlichen Herrscher 
ausübte, war der erste Schritt zum Verfall der Ordensmacht gethan. 
Ritter und Städte schlossen den sogenannten „preußischen Bund" mit 
einander und verlangten Zugeständnisse, die.der Hochmeister gewähren 
mußte, wenn er in ihnen Verbündete finden wollte, um das Ordensland 
gegen äußere Feinde zu schützen. Aber diese, es waren besonders die 
Litauer und die Polen, hatten später einen guten Bundesgenossen 
an der Habsucht und Ueppigkeit, der Ungerechtigkeit und Uneinigkeit der 
Ordensritter selbst.
	        
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