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ich so sanft und leise nicht treten kann. Christus unser Herr helfe,
daß sie viele und große Frucht schaffe, wie wir hoffen und bitten."
Er war voller Glaubensfreudigkeit und schrieb zu dieser Zeit auf der
Koburger Veste die Siegeshymne der evangelischen Kirche „Ein feste
Burg ist unser Gott .
Die Konfession war unterschrieben vom Kurfürsten Johann von
Sachsen und seinem Sohne (Joh. Friedrich), dem Markgrafen Georg
von Brandenburg, dem Herzog von Lüneburg, dem Landgrafen Philipp
von Hessen, dem Anhalter Fürsten und von den Abgeordneten ver¬
schiedener Städte. Die Nürnberger hatten geschrieben: „Unsers Er¬
achtens ist nicht zu weichen; man müßte denn des Kaisers Gnade höher
anschlagen als die Huld Gottes." Als man den sächsischen Kurfürsten
warnte, daß seine Unterschrift ihm den Kurhut kosten könne, und seine
Theologen allein unterschreiben wollten, wehrte er: „Das wolle Gott
nicht, daß ihr mich ausschließet. Ich will meinen Herrn Christus
auch mit bekennen!" Man nannte ihn seit dieser Zeit „Johann der
Beständige." Der Anhalter Fürst Wolfgang meinte: „Ich habe für
meine Herrn und Freunde manchen Ritt gethan, mein Herr Christus
verdient wohl auch, daß ich etwas für ihn thue." Auch der Branden¬
burger Markgraf Georg (fränkische Linie)' ließ sich nicht zum Wanken
bringen, als Kurfürst Joachim I. und andre ihn zum Abfall zu über¬
reden suchten. „Sollte er auch aus seinem Lande verjagt werden, so
müsse er es Gott empfehlen."
In der kaiserlichen Burgkapelle wurde die Augsburgische Konfession
deutsch verlesen. Der Kurfürst von Sachsen hatte zuerst das Wort
genommen: „Wir sind Deutsche und auf deutschem Boden lasset uns
deutsch reden!" Niemand widersprach, und auf kaiserliche Erlaubnis
las der sächsische Kanzler Dr. Bayer die Schrift so langsam, laut und
deutlich vor, daß man ringsum alles wohl verstehen konnte. Zwei
Stunden lang hatte die Vorlesung gedauert, und ein Flüstern des
Staunens und Wohlgefallens ging durch den weiten Raum. Man
hatte so viel Entsetzliches über die neue Glaubenslehre gehört unb
gelesen, nun wurde es klar, das war ja alles grundchristlich, was die
Evangelischen lehren und glauben wollten. Sie selbst aber fühlten sich
gehoben und gestärkt, ein so gutes Bekenntnis öffentlich abgelegt zu
haben.
Dadurch wurde die Reformation immer mehr eine Angelegen¬
heit des ganzen deutschen Volkes, und die Augsburgische Konfession
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