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er mit großer Ausdauer sein Ziel, die Protestanten zu unterwerfen. 
Als unter seinen ausländischen Truppen schlimme Krankheiten aus¬ 
brachen, suchten die Verbündeten vergeblich günstige Friedensbedingungen 
zu erlangen; denn schon hatten sich die Verhandlungen gefestigt, nach 
welchen ihm Herzog Moritz seine ganze Heeresmacht zur Verfügung 
stellte. 
Die Verbündeten hatten sich bei Giengen gelagert, um von dort 
aus die schwäbischen Städte zu schützen. Sie hielten den Herzog Moritz, 
den Schwiegersohn Philipps von Hessen, so sicher für einen der Ihrigen, 
daß die Gemahlin Johann Friedrichs sogar darauf rechnete, der Vetter 
werde Kursachsen in Abwesenheit ihres Gemahls schützen. Statt dessen 
verständigte sich Herzog Moritz über den Judaslohn des Kaisers, wenn 
er die schmalkaldischen Bundesgenossen treulos verlassen würde. Ant 
27. Okt. 1546 fertigte Karl V. die Urkunde aus, welche dafür dem Herzog 
Moritz die sächsische Kurwürde verhieß. Mit Hülfe von böhmischen 
Truppen unterwarf dieser eine sächsische Stadt nach der andern; doch 
versprach er, sie bei ihrer Religion zu schützen. Johann Friedrich eilte 
seinem Lande zu Hülfe und vertrieb zunächst seinen Vetter Moritz, 
besetzte sogar dessen Herzogtum und erwarb die streitigen Erzstister 
Magdeburg und Halberstadt von dem alten Erzbischof Johann Albrecht 
gegen eine Jahresrente. Endlich hatte sich ihm das ganze Elbegebiet 
ergeben. Selbst England und Frankreich boten ihm ihre Hülfe an, 
um seine Siege weiter verfolgen zu können; aber der demütige Fürst 
wollte „alles nur von Gott erwarten." 
Indessen waren die schmalkaldischen Heere von Giengen abgezogen 
(22. November 1546), die Herren des Bundes jeder in sein Land 
heimgekehrt, und der Kaiser hatte dadurch freie Hand gewonnen, sich 
den ihm feindlichen Städten zuzuwenden, die durch ungeheure Abgaben 
gestraft wurden. Statt wie einst in Stüdtebündnissen zusammen zu 
halten, ergab sich eine reiche und feste Stadt nach der andern. „Es 
ist ganz unglaublich," schrieb der französische König an seinen Gesandten 
nach Kassel, „daß die Leute, die bei gesundem Verstände und so mächtig 
sind, lieber ihr Geld hingeben wollen, um sich in die Knechtschaft zu 
stürzen, als sich die Freiheit zu erkaufen." 
Augsburg, die Königin der süddeutschen Städte, mit festen Mauern 
umgeben, durch viele Kanonen geschützt, wies seinen tapferen Feld¬ 
hauptmann Schärtlin aus der Stadt, und als er sich auf seinen Ver¬ 
trag berief, baren ihn die Bürger mit Thränen, daß er gehen möchte;
	        
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