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«in (2. Oktober 1576) mit der Versicherung, daß „seine glücklichste
Stunde gekommen sei."
In ihm starb ein edler, wohlwollender Fürst, und so wenig er
unter den gährenden Zeitverhältnissen erreichen konnte, die Geschichte
nennt doch die wenigen Jahre feiner Regierung einen „letzten Licht¬
blick in der öden Kaisergeschichte des alten deutschen Reichs."
Noch hatte Maximilian die Wahl seines Sohnes, Rudolf IT.,
Zum deutschen Reichsoberhanpte erlebt. Ihm war es ein letzter Trost
und Sieg, den deutschen Landen ein Unsegen.
Rudolf hatte seine Jugendzeit am Hofe seines Oheims, Philipps II.
uon Spanien, verlebt und war unter dem religiösen Fanatismus seiner
Umgebung selbst ein Schwärmer geworden. Von höchstem Selbst¬
bewußtsein seiner Kaiserwürde erfüllt, meinte er in unbeschränkter kaiser¬
licher Allmacht sein berechtigtes Ziel p finden, und doch fehlte es ihm
an allem, was ihn dahin hätte führen können. Empfänglich für Kunst
und Wissenschaft, verlor er doch seine Zeit in nutzlosem Tändeln mit
Alchymie und Astrologie, statt der ernsten Wirklichkeit mit offenem Auge
und thatkräftiger Hand entgegen zu treten.
Da Rudolf zunächst den Protestanten volle Freiheit des Glaubens
gewährte, versuchten ernste Männer . unter ihnen endlich den inneren
Ausbau der Kirche dadurch zu fördern, daß alle Bekenner der Augs¬
burgischen Konfession sich eben sowohl gegen Calvinisten wie gegen
Katholiken einigen sollten. Die erste Anregung dazu hatte Kurfürst
August von Sachsen gegeben, und selbst Kurpfalz war bereit, die Cal¬
vinisten zu verdrängen. Auch Brandenburg unter Johann Georg
wollte sich den Beschlüssen unterwerfen, welche drei lutherische Theologen,
Andrea, Selnecker und Chemnitz, unter dem Namen einer Eintracht¬
oder Konkordienformel zusammenstellten. Aber nur neue Zwietracht
wurde durch sie hervorgerufen. Wenngleich die heilige Schrift als
einzige Richtschnur des evangelischen Glaubens genannt wurde, so
eröffneten doch viele Ungenauigkeiten im Ausdruck einzelner Beschlüsse
4)er willkürlichen Auslegung und damit neuen Streitigkeiten die Thür.
Inmitten des Protestantismus standen Ketzerrichter gegen christliche
Glaubensgenossen auf, die vielleicht nur eine mildere Auslegung des
Evangeliums gelten ließen. Selbst der Schwiegersohn Melanchthons,
Kaspar Peucer, fiel der Religionsverfolgung in Sachsen zum Opfer,
gleich vielen anderen, und allmählich trat die alte Spannung zwischen
Katholiken und Protestanten wieder ein. Dazu gab der Eigennutz