^äume und tief in die Erde. Da seufzte der Efeu und
sprach: „Wie wird es der guten Ulme gehen? Wenn sie nur
nicht der Frost zerstört!" — Endlich kam der Frühling. Schnee¬
glöckchen und Veilchen hoben ihre Köpfchen empor und sahen,
vb es warm wäre; die Birke ließ ihre grünen Bänder wehen,
und die Äpfel- und Kirschbäume hatten weiße und rötliche
Kränze aufgesetzt. Aber die Zweige des Ulmbaums standen kahl
und leer; keine Knospe und kein grünes Blättchen wollte her-
dorsprießen. Da wimmerte der Efeu und sprach: „Ach, mein
treuer Beschützer und Freund ist tot! Ich kann mich nicht
freuen im schönen Frühling; denn ich bin einsam." — Die
andern Bäume aber sprachen zu dem Efeu: „Warum willst
du noch an der verstorbenen Ulme hangen? Reiß' dich los und
komm' zu uns, die wir noch frisch und grünend sind!" — Der
Efeu sprach: „Das sei ferne von mir, daß ich die Wohltaten
des verstorbenen Baumes mit so schnödem Undank belohnen
sollte! Haben meine Blätter ihn im Leben freundlich um¬
schlungen, so mögen sie nun auch im Tode als ein Kranz der
Trauer und des Dankes um ihn hangen!"
»elskldt.
60. Schiitzeulied.
Mit dem Pfeil, dem Bogen
Durch Gebirg und Tal
Kommt der Schutz gezogen
Früh im Morzcnstrahl.
Wie im Reich der Lüfte
König ist der Weih,
Durch Gebirg und Klüfte
Herrscht der Schütze frei.
Ihm gehört das Weite,
Was sein Pfeil erreicht;
Das ist seine Beute, -
Was da kreucht und fleucht.
Schill,r.
61. Die Tollkirsche.
Ein Vater wandelte mit seinen beiden Kindern, einem
Knaben und einem Mägdelein, auf den Hügeln, und die Kinder
ergötzten sich, Erdbeeren zu suchen, die reichlich am Wege und
in den Gründen wuchsen.
Plötzlich vernahm der Vater ein lautes Freudengeschrei der
Kinder, und es wunderte ihn, was sie gefunden haben möchten.