Frankfurt am Mam.
775
flirker Gasthöfe durch ihre innere Einrichtung, ihre Eleganz , ihre
Wirthstafeln und schnelle und prompte Bedienung als Muster und
Norm für alle Gasthäuser Deutschlands im wohlverdienten Rufe)
umgeschaffen, und das ehemalige Hotel des rothen Hauses, jetzt
im Besitze der Gräfin Reichenbach-Leffonitz, vorzüglich auszeich¬
nen. Der Weidenhof, bisher auch eins der vornehmsten Gast¬
häuser Frankfurts und Deutschlands, ist gegenwärtig von der fürstl.
Thurn- und Toxischen General »Post-Direktion für 170,000 Fl.
erkauft, um dahin alle dasigen Postanstalten vereint zu verlegen.
Durch Ankaufung der Zwischengebäude soll dieses Haus mit dem
Thurn- und Toxischen Pallaste, das in der Eschenheimer Straße
steht, und worin der Bundestag seinen Sitz hat, und 140 mit
Pracht und Geschmack verzierte Gemächer enthält, verbunden wer-
den. — Aus dem Liebfrauen berge, einem öffentlichen Platze
Frankfurts, steht das große Haus Braunfels, das während der
Meffen besonders zum Verkauf der Luxuswaaren dient und der
adeligen Gesellschaft des Hauses Frauenstein gehört. Kaiser Maxi¬
milian eröffnete in diesem Gebäude das hernach -nach Wetzlar
verlegte Rcichskammergericht.
Unter den öffentlichen Gebäuden muß besonders der Römer
oder das Rathhaus, auf dem Platze der Römmerberg genannt,
angeführt werden, ein großes Gebäude, mit hohen altfränkischen
Giebeln und überhaupt von einer sehr verschiedenen, unregelmäßi¬
gen Bauart, jedoch historisch merkwürdig; denn man zeigt hier
noch das Wahlzimmer, in welchem vormals die Kurfürsten oder
ihre Gesandten zur Wahl des neuen Deutschen Kaisers sich ver¬
sammelten, und das jetzt zu Sitzungen d§s Senates dient; ferner
den Kaisersaal, wo der neugekrönte Kaiser, von Reichsgrafen be¬
dient, speiste, während die Reichs.Erzbeamten ihre Dienste ver¬
richteten. So ritt z. B. der Reichserzmarschal (Kursachsen) zu ei¬
nem auf dem Römerberge aufgeschütteten Haufen Hafer, füllte ein
kleines silbernes Maaß und überreichte es dem Kaiser, woraus der
übrige Hafer dem Volke preisgegeben wurde; der Erzkämmerer
(Kurbrandenburg) schöpfte einen Becher mit Wasser zum Waschen
von dem mitten aus dem Platze stehenden Springbrunnen; der
Erzdruchseß (Kurpsalz) ging nach der auf dem Markte erbauten
Küche, wo ein ganzer Ochse gebraten wurde, schnitt davon ein
Stück ab und trug es aus die kaiserliche Tafel, worauf der ge¬
bratene Ochse mit dem ganzen Gebäude dem Volke preisgegeben
ward; der Erzschatzmeister (Kurbraunschweig-Lüneburg oder Han¬
nover) warf Krönungsmünzen unter das Volk und der Erzschenk
(Böhmen) verrichtete erst bei der Tafel sein Amt, indem er dem
Kaiser den ersten Trunk reichte. Dieser speiste allein, und wäh¬
rend der Mahlzeit stoß aus einem neu erbauten Springbrunnen
für das Volk rother und weißer Wein. Beide Säle sind zum
Theil mit alten Gemälden der Deutschen Könige und Kaiser aus-