Full text: Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten

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aber folgten die meisten Schnlpatrone den darin gegebenen Weisungen 
nicht, weil sie die erforderlichen Kosten nicht ausbringen konnten — 
oder wollten. In den Städten wurden indes viele niedere und höhere 
Schulen ins Leben gerufen. 
Seine Hauptstadt Berlin verschönerte er durch mannigfache Bauten: 
Das Opernhaus, die katholische Hedwigskirche (nach einer Zeichnung 
des Königs), das jetzige Universitätsgebäude, einen evangelischen Dom 
(der jetzt durch einen neuen ersetzt wird), ein Bibliotheksgebäude u. a. m. 
Seinen verdienten Generalen, wie Schwerin, Seydlitz, Zieten, Leopold 
v. Dessau, wurden Standbilder errichtet. 
Von Jugend auf hat der König die Musik und Dichtkunst hoch¬ 
geschätzt und ist stets ein Freund und Förderer der Wissenschaft ge¬ 
wesen. Auffallend bevorzugte er die Werke französischer Schriftsteller; 
die Werke unserer größten Dichter Lessing, Goethe, Schiller, die da¬ 
mals schon veröffentlicht waren, scheinen ihm fremd geblieben zu sein. 
Doch hoffte er zuversichtlich, daß die deutsche Litteratur bald ihre 
klassischen Schriftsteller haben würde, deren Werke von einem Ende 
Europas bis zum andern Verbreitung finden würden. 
5. Sorge für die Armen und Notleidenden. Als ein „rechter König 
für die Armen" erwies sich Friedrich auch darin, daß er in gesegneten 
Jahren Getreide aufspeicherte, damit in schlechten Zeiten sein Volk 
nicht Not litte. Während in den Hungerjahren 1771 und 72 in den 
angrenzenden Ländern Taufende Hungers starben, ließ Friedrich seine 
Speicher öffnen und befahl, das Getreide zu billigen Preisen zu ver¬ 
kaufen, den Armen aber umsonst zu geben. Selbst an Halbverhungerten, 
die in Scharen über die Grenze kamen, konnte Barmherzigkeit geübt 
werden. 
Die Stadt Greifenberg in Schlesien war durch eine Feuers- 
brunst fast ganz eingeäschert worden. Da sandte der König ihr be¬ 
deutende Geldsummen, damit die Bürger sie wieder aufbauen könnten. 
Zu den Abgeordneten, welche sür diesen Beweis seiner landesväter¬ 
lichen Huld den innigsten Dank der Stadt darbrachten, sagte er mit 
Thränen der Rührung: „Ihr habt mir nicht zu danken, das war 
meine Pflicht; denn davor bin ich da!" 
6. Gebietserweiterung durch die erste Teilung Polens. (1772.) 
Polen war früher ein mächtiges Reich von der Ostsee bis an das 
schwarze Meer; auch hatten sich seine Bewohner im Kampfe immer 
sehr tapfer erwiesen, besonders gegen die Türken. Aber die Kraft des 
Reiches wurde nach und nach gebrochen, als aus dem Erbkönigtum 
ein Wahlkönigtum wurde und jeder Adlige das Wahlrecht erhielt. 
Bei jeder Wahl ließen sich letztere mehr Rechte zusichern, so daß es 
zu einem Schattenkönigtum herabgewürdigt wurde. Die Adligen aber 
gebrauchten ihre erhöhte Macht zur Unterdrückung und Aussaugung des 
Volkes; die Hauptgrundtage eines geordneten Staatswesens, ein freier 
Mittelstand, fehlte in Polen, es gab nur Herren und Sklaven. Die 
große Macht des Einzelnen bedingte die Ohnmacht des Ganzen, und 
Wollschläger, Weltgeschichte. 16
	        
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