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so wurde Polen schließlich eine Beute seiner Nachbarn. Im Jahre
1772 teilten Rußland, Österreich und Preußen das polnische Mich.
Friedrich erhielt Westpreußen (außer Thorn und Danzig) und nannte
sich fortan nicht mehr König in Preußen, sondern König von Preußen.
7. Fürstenbund. Im Jahre 1777 war der Kursürst von Bayern
kinderlos gestorben. Da suchte der deutsche Kaiser Joses II., der Sohn
Maria Theresias, sich des Landes zu bemächtigen. Aber Friedrich trat
für den rechtmäßigen Erben aus und ließ ein Heer in Böhmen ein¬
rücken. Doch kam es auf Betreiben Maria Theresias zu keiner Schlacht,
sondern zu einem Frieden (zu Teschen), in dem Bayern dem recht¬
mäßigen Erben zuerkannt wurde. Friedrich nannte diesen bayrischen
Erbfolgekrieg, der zu keiner Schlacht geführt hatte, scherzend den
Kartoff elf rieg. Als nun später der Kaiser durch List und Tausch
zu erreichen suchte, was ihm durch Gewalt nicht gelungen war, indem
er den süddeutschen Fürsten für ihre deutschen Länder auswärtige Ge¬
biete anbot, stiftete Friedrich zum Schutze Deutschlands gegen die Habs-
burgifche Ländersucht im Jahre 1785 den deutschen Fürstenbund,
welcher das Vertrauen der kleinen Fürsten zu Preußens Schutzherrschaft
bekundete.
8. Lebensweise und Ende. Noch 23 Jahre war es ihm vergönnt,
sein Preußen in fast ungestörter Rnhe zu regieren. Rastlos thätig
blieb er bis an sein Ende. „Ich bin," sagte er, „des Staates erster
Diener. Mein Stand verlangt Arbeit und Thätigkeit." Schon um
vier Uhr des Morgens stand er aus und ging an den Arbeitstisch.
Aus alle eingelaufenen Schreiben und Bittschriften erfolgte rasch der
Bescheid. Die freien Stunden, welche ihm die Staatsgefchäfte übrig
ließen, widmete er der Musik und wissenschaftlicher Beschäftigung. Bei
Tische liebte er interessante Unterhaltung. Die gebildetsten seiner Offi¬
ziere und berühmte Gelehrte und Künstler bildeten daher seine Tisch¬
gesellschaft. Jedes Jahr bereiste er die Provinzen, um die Truppen
zu mustern und zugleich nach allein in der bürgerlichen Verwaltung
Zu sehen. Hohe und niedere Beamte mußten Rechenschaft über ihre
Thätigkeit geben, und damit auch die Zeit, welche er auf der Land¬
straße zubrachte, nicht unbenutzt bliebe, mußten die Landräte und Amt¬
leute neben feinem Wagen herreiten und ihm von ihren Kreisen und
Ortschaften erzählen. Auch Kaufleute und Geschäftsmänner sprach er
gerne, um von ihnen über den Gang des Handels und die gewerb¬
lichen Verhältnisse Auskunft zu erhalten. Jeder seiner Unterthanen
fand Gehör beim Könige, und alle Stände erfreuten sich feiner uner-
ntüdeten Fürsorge. In feiner Thätigkeit und strengen Pflichterfüllung
ließ der König selbst dann nicht nach, als schon hohes Alter und
Kränklichkeit ihn zu drücken begannen. „Mein Leib und Geist beugen
sich unter ihre Pflicht," schrieb er. „Daß ich lebe, ist nicht notwendig,
wohl aber, daß ich thätig bin." Das Volk kannte des Königs Für¬
sorge und ehrte und liebte ihn wie einen Vater. Stets lief eine
jubelnde Volksmenge neben feinem Pferde her, so oft der „alte Fritz"