Full text: Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten

— 243 — 
in die Stadt geritten kam. Und wie die Preußen stolz waren auf 
ihren König, so verehrten und bewunderten ihn auch die fremden Fürsten 
und Völker. Er war der Held seiner Zeit. Als er, 74 Jahre alt, 
nach 46jahriger Regierung, am 17. Angust 1786 auf seinem Schlosse 
Sanssouci starb, ging die Todesnachricht wie ein erschütternder Schlag 
durch ganz Europa. Alle fühlten, daß der größte Mann des Jahr¬ 
hunderts aus der Welt geschieden war. „Ein König war gestorben, 
mit einer Kraft, mit einem Blick, mit einem Willen, wie, solange die 
Geschichte denkt, wenigen Sterblichen eigen war. Friedrich war nicht 
mehr, der die Zierde und der Stolz, der Vater und Erzieher, der 
Freund und Schutzgeist seines Volkes gewesen." 
Friedrich Wilhekm II. (1786-1797.) 
Wahlspruch: Ausrichtig und treu. 
1. Seine Persönlichkeit. Friedrich II. war kinderlos gestorben; ihm 
folgte daher aus den Thron sein Neffe Friedrich Wilhelm II., ein Mann 
von schöner, herkulischer Gestalt und gütiger, wohlwollender Gesinnung. 
Schon im bayrischen Erbfolgekriege, in dem zwar keine Schlachten, 
aber mehrere Gefechte vorkamen, hatte er sich persönlich mutig und 
tapfer erwiesen, so daß Friedrich der Große zu ihm sagte: „Ich betrachte 
Sie von heute ab nicht mehr als meinen Neffen, sondern als meinen 
Sohn. Sie haben alles gethan, was ich hätte thun können." Die¬ 
selbe Unerschrockenheit zeigte er auch später im Kriege gegen Frankreich. 
2. Erste Regierungsmaßregeln. Die Milde und Gutmütigkeit 
seines Wesens veranlaßte ihn, mit aller Entschiedenheit dem Stock¬ 
regiment, der zu horten Behandlung der Soldaten, entgegenzutreten. 
In einem Rundschreiben an die Offiziere hieß es: „Der König hat 
keine Schlingel, Kanaillen, Hunde und Kropzeug in feinen Diensten, 
sondern rechtschaffene Soldaten. Unter diesen sind viele so gut als 
wir (Offiziere) und vielleicht würden es manche noch besser als wir 
verstehen." 
Große Freude erregte auch im Volke die Beseitigung des Kaffee- 
und Tabakmonopols, wodurch gleichzeitig viele französische Beamte im 
Steuerwesen abgeschafft wurden. 
Für Hebung des Handels und Gewerbes wurden ansehnliche 
Summen verwandt, auch ließ er 1787 den Ruppiner Kanal graben 
und 1792 die erste Chaussee im Lande anlegen, zwischen Berlin und 
Potsdam. Berlin wurde verschönert durch das berühmte Branden¬ 
burger Thor. Das unter Friedrich dem Großen bereits begonnene 
„Allgemeine Landrecht" wurde herausgegeben und in Kraft gesetzt. 
3. Verbesserung der Schulen. Ein großes Verdienst um Hebung 
des Schulwesens hat sich der König durch Einsetzung eines Ober- 
Schul-Kollegiums erworben, welches das gesamte Schulwesen be¬ 
aufsichtigen und leiten sollte. Es sei ein Unrecht, den Bauer wie ein 
Tier aufwachsen zu lassen, und Thorheit, einem künftigen Handwerker 
16*
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.