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andere Nachrichten erhielten. König Wilhelm war 36 Stunden nicht
aus den Kleidern gekommen, und der greise Sieger hatte als Nacht¬
quartier ein ärmliches Stübchen, lag auf einem Feldbett und be¬
nutzte als Decke nur seinen Mantel.
Bazaine bezog in und um Metz ein Lager, und Friedrich
Karl umstellte mit seinem Heer Festung und Heer, um sie ein¬
zuschließen und durch Hunger zur Uebergabe zu bringen. Er stellte-
also 160,000 Mann auf, ließ dieselben sich verschanzen, Block¬
häuser und Batterien errichten, und hatte einen langwierigen,
aufreibenden Belagerungskrieg vor sich, da er auf häufige Aus¬
fälle des Feindes mußte gefaßt sein, der in Metz an 170,000
Mann beisammen hatte. Dagegen erhielt der tapfere Kronprinz von
Sachsen ein eigenes Heer, die Maasarmee, die sich bei Sedan
und Paris rühmlich hervorgethan hat. Kronprinz Friedrich führte
240,000 Mann und 540 Kanonen gegen Paris.
Napoleon war von Metz nach Chalons gegangen, wo er im
Pavillon Mourmelou wohnte, die Zuchtlosigkeit seiner Mobilgarden,
die Rathlosigkeit seiner Generale sah, verhöhnt und beschimpft
ward und daher nach Sedan ging, weil er nach Paris sich nicht
wagen durfte. Mac Mahou sammelte ihm 150,000 Mann und
wollte nach Paris, erhielt aber den Befehl, auf Metz zu gehen.
Minister Palikao, der Eroberer Pekings, belog die Franzosen
durch Siegesberichte, welche ihn daher für den besten General
hielten, der in kurzer Zeit in Berlin sein werde. Das Lager
von Chalons ward in Eile verbrannt, Mac Mahon marschirte
auf Rheims, wußte aber wegen untauglicher Reiterei nicht, wo
seine Feinde standen. Diese dagegen erkundeten bald seine Märsche,
Moltke errieth Mac Mahon's Plan, und nun erhielten die deutschen
Heere Befehl, ihn vom Wege nach Metz abzudrängen, dann seit¬
wärts zu schieben, die Nachhut zu drängen, ihn zu umgehen und
bei Sedan zu umzingeln. Die Franzosen marschirten langsam,
es regnete Tage lang, die Wege waren aufgeweicht, den Franzosen
fiel dieses Wetter sehr beschwerlich, aber die Deutschen achteten
dies nicht, eilten und eilten und überholten die Franzosen. Prinz
Friedrich Karl schickte von der Maas aus dem Failly Truppen
entgegen, die bei Nouart ihn seitwärts nach Beaumont drängten
und dann in die Stellung vor Metz zurückkehrten. Failly lagerte
bei Beaumont, ganz von Wald umgeben, und saß mit seinen
Truppen eben beim Mittagsbrod, als er überfallen und in wirrer
Flucht davon gejagt wurde (30. August). Lebruu sollte ihm
helfen, gerieth aber in die Flucht hinein und mußte eine Küras¬
sierbrigade opfern, die zusammengeschossen wurde, um sich zu retten.
Körner, Weltgeschichte. IV.
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