Full text: Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs (Bd. 4)

— 56 - 
dadurch an sich zu fesseln, mischte es sich rücksichtslos in die An¬ 
gelegenheiten der asiatischen Staaten, eroberte, bestrafte die Ver¬ 
theidiger des Vaterlands als Rebellen und zwang durch Krieg 
den Kaiser von China, das geistabtödtende Opium verkaufen zu 
lassen, weil England dabei 150 Mill. Thaler verdiente. 
Durch List, Ränke und Gewalt hatte sich die ostindische Com¬ 
pagnie in den Besitz von Indien gesetzt, Fürsten entthront oder 
zu Vasallen gemacht, bis 1826 in Hinterindien Birma und Siam 
an sich gebracht. Unter der englischen Herrschaft verarmten die 
Hindus, aber die Gouverneure und ihre Beamten wurden in 
wenig Jahren zu Millionären. Der arme Adel suchte Stellen 
in Indien, um Reichthum zu erwerben. Die Compagnie mußte 
an 160,000 Mann Soldaten unterhalten, Unterschleife kamen im 
Großen und Kleinen vor, die Verwaltung kostete mehr, als sie 
einbrachte, die Gesellschaft machte bankerott und übergab ihre Be¬ 
sitzungen dem Staate, welcher die Insel Ceilon der Krone schenkte 
als Privatbesitz. 
Zunächst machten Persien und Afghanistan den Engländern 
Sorge, weil Rußland dieselben bedrohte, den Persern bereits 
Grenzprovinzen entrissen hatte und sich über Afghanistan den 
Weg nach Indien offen halten wollte. England trieb den Perser¬ 
könig wiederholt zum Kriege gegen Rußland, aber als es mit 
Rußland gegen Napoleon focht, opferte es Persien, welches Da- 
ghestan abgeben mußte (1814), der Krieg von 1826-28 kostete 
Eriwan und andres Land, und nun sah Persien ein, daß auf 
England kein Verlaß sei, und suchte Rußlands Freundschaft. Als 
Mohammed Mirza (1834) König ward nach dem Tode des Abbas 
Mirza gegen Erbfolge und Herkommen, so hatte er dies Rußland 
zu verdanken, welches den jungen König zum Kriege gegen Herat 
aufreizte (1837). Aber die Stadt Herat widerstand einer langen 
Belagerung, an welcher auch Russen Theil nahmen, da Engländer 
es vertheidigten; Palmerston drohte mit einer Kriegserklärung an 
Persien, und der Schah mußte von Herat abziehn (1838). Die 
Fürsten der Staaten Afghanistans befehdeten einander, namentlich 
suchte Ruudschid Singh, ein Fürst des Peudschab, dem Dost Mo- 
hamed von Kabul Land zu entreißen, unterstützte den flüchtigen 
Afghanen Schudschah, dem auch die Engländer beistanden, der 
aber geschlagen wieder nach Indien floh, worauf sich Dost Mo- 
hamed den Russen anschloß. Endlich mischte sich England offen 
ein und führte den Schudschah gewaltsam nach Kabul (1838), den 
Dost dagegen gefangen nach Indien. Da der Feldzug Rußlands 
gegen Chiwa mißlang (1839), so gewann England dort Einfluß, 
doch wurden seine Gesandten nach Bochara verhaftet und umge¬ 
bracht, und Rundschid's Nachfolger ward der Engländer über¬ 
drüssig. Wegen Handelsvortheile gerieth England in Kanton mit
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.