Full text: Die Weltgeschichte in Uebersichten und Schilderungen der wichtigsten Begebenheiten vom Wiener Congreß bis zur Wiederherstellung des deutschen Kaiserreichs (Bd. 4)

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den Chinesen in Streit (1834), der trotzige Napier ward ausge¬ 
wiesen, der Opiumhandel verboten, Opiumschiffe verbrannt, Opium¬ 
raucher hingerichtet, und den englischen Schmugglern in Kanton 
ihr Vorrath an Opium (20,000 Kisten) weggenommen, worauf 
es (1840) zum Kriege kam, in welchem England siegte. 
Die Kolonie Kanada ward so hartherzig behandelt von Eng¬ 
land, daß die Kolonisten an Losreißung vom Mutterlande dachten 
und zu diesem Zwecke republikanische Vereine sich bildeten und sich 
empörten (183?). Sie unterlagen zwar, aber die Unzufriedenheit 
dauerte fort. Zugleich eigneten sich Russen Amerika's Westküste 
bis Kalifornien an (1821) und erlangten nach vielen Streitigkeiten 
mit der englischen Hudsonsbaigesellschaft die Anerkennung Eng¬ 
lands (1840) gegen einen Jahrestribut von 2000 Otterfellen. 
Dagegen befuhren englische Dampfer seit 1836 den Euphrat, und 
benutzten den Umstand, daß ein bei Aden gestrandetes Schiff aus¬ 
geraubt wurde, um sich Aden abtreten zu lassen (1839), was dem 
Mehmed von Egypten unangenehm war. Als Frankreich Algerien 
eroberte, ward England eifersüchtig, schützte Tunis und Tripolis, 
und hetzte es gegen Frankreich auf. Rußland, Oesterreich und 
Preußen traten, wie bereits erwähnt ist, im türkisch-egyptischen 
Kriege auf Euglands Seite, vertrieben den Mehmed aus Syrien, 
wo ihm Frankreich beistand (1840), doch mußte dieses nachgeben 
und Mehmed der Pforte sich unterwerfen. 
Der Fortschritt Englands lag aber nicht in seinen auswärtigen 
ungeheuern Besitzungen, welche das alte römische Weltreich an 
Umfang um das Drei- und Vierfache übertrafen, sondern in der 
zeitgemäßen Entwickelung der unvollkommenen Verfassung mit 
ihren ungerechten Privilegien. Die ,,Reformer" ließen sich durch 
keinen Widerstand abschrecken, selbst nicht durch den Eigensinn des 
torystisch gesinnten Königs Georg IV., weshalb dessen Nachfolger 
Wilhelm IV. (1830) den Bestrebungen der Whigs sich zuneigte. 
Der Streit um die Reformbill veranschaulicht das englische 
Parlamentswesen. Grey sammelte um sich berühmte Staats¬ 
männer: Brougham, Melbourne, Palmerston, Dnrham u. A., 
und Rüssel stellte den Antrag auf Parlamentsreform (1830). Es 
sollten 100 Flecken unter 2000 Einwohner das Recht verlieren, 
einen Abgeordneten zu wählen, 47 Städtchen mit je 4000 Ein¬ 
wohnern nur je einen, statt zwei, Abgeordnete stellen, doch London, 
wo bisher 900,000 Bewohner vom Wahlrecht ausgeschlossen 
waren, durch acht Abgeordnete vertreten sein. Jeder Wahlbe¬ 
rechtigte mußte 70 Thaler Steuer zahlen, wenn er eben Wähler 
sein durfte. Es gab viele Burgflecken, mit wenigen Häusern, 
welche zwei Abgeordnete ins Parlament sandten, wogegen Städte 
mit 60—100,000 Einwohnern nur zwanzig Wähler besaßen. Das 
sollte aufhören. Dennoch ging der Antrag nichts durch, so ver-
	        
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