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So schön ist die Welt an keinem Orte; mit so vertrauten, altbekannten 
gügen grüßen uns die Menschen, die Tiere, die Häuser, die Hütten, die 
Bäume, die alten Strauchzäune, die Wege und Stege, das Steinpflaster auf 
den Gassen und die Ackerfurchen im Felde, so grüßt uns das ganze Leben 
s nirgend mehr in der Welt. 
So atmet, so sonnt und lebt es sich in keiner anderen Luft, an keiner 
andern Sonne, und selbst diese Nebel, diese Fröste, diese Dohlen und Raben 
diese Sanddünen, diese Heidegräser und dieses Moor sind unsere lieben alten 
Bekannten und sprechen zu uns und tauen uns das Herz auf mit dieser 
10 ihrer nordischen Physiognomie; denn eben mit diesen Zügen traf die Natut 
zum ersten Male unser Auge, als es sich dem Wunder des Sehens und des 
Lebens erschloß, und dieser Ton der Natur, eben dieser Verkehr mit ihn 
diese ihre Symbolik in Wind und Wetter, in Sturm und Graus, in Tages— 
und Jahreszeiten grub sich in unsere Sinne und in unser Herz. 
is Ein rechter Mensch läßt sich lieber einen Pfahlbürger und ein Natur 
produkt schimpfen, als daß er das Vaterland verleugnet, dem er mit Leib 
und Seele gehört. Wenn er aber am Geburtsort, am Vaterhause, an der 
Scholle nicht haftet, so hängt er auch nicht am Vaterlande, so fehlt dieser 
Vaterlandsliebe, seiner Volksliebe, seiner Deutschheit, mit der er vor den 
20 modernen Welt prahlen will, das Zentrum, so fehlt ihr das Herz. 
179. Muttersprache. 
Schenkendorf. 
I. Muttersprache, Mutterlaut, 3. Sprache, schön und wunderbar, 
Wie so wonnesam, so traut! Ach, wie klingest du so klar! 
Erstes Wort, das mir erschallet, Will noch tiefer mich vertiefen 
Süßes, erstes Liebeswort, In den Reichtum, in die Pracht, 
25 Erster Ton, den ich gelallet, Ist mir's doch, als ob mich riefen 
Klingest ewig in mir fort. Väter aus des Grabes Nacht. 
2. Ach, wie trüb' ist meinem Sinn, 4. Klinge, klinge fort und fort, 
Wenn ich in der Fremde bin, Heldensprache, Liebeswort, 
Wenn ich fremde Zungen üben, Steig empor aus tiefen Grüsten, 
Fremde Worte brauchen muß, Längst verschollnes, altes Lied, 
Die ich nimmermehr kann lieben, Leb aufs neu' in heil'gen Schriften, 
Die nicht klingen als ein Gruß. Daß dir jedes Herz erglüht! 
5. überall weht Gottes Hauch, 
Heilig ist wohl mancher Brauch; 
Aber soll ich beten, danken, 
Geb' ich meine Liebe kund, 
Meine seligsten Gedanken, 
Sprech' ich wie der Mutier Mund. 
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180. Wenn du noch eine Heimat hast. 
Träger. 
L. Wenn du noch eine Heimat hast, Und wandre, wandre ohne Rast, 
i0 So nimm den Ranzen und den Stecken Bis du erreicht den teuren Flecken.
	        
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