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Zahlung in Empfang genommen. Außer diesen entfernten Käufern sind viele Häuser 
in Leipzig, die Waren von unseren Fabrikanten bestellen und Lager für solche Käufer 
halten, die zur Messe kommen, um Artikel zum sofortigen Verbrauche zu kaufen. 
Für diese Art des Handels liegt Leipzig sehr günstig. Es kann durch gute Straßen 
so ziemlich von allen Seiten erreicht werden. Die öffentlichen Verkehrsverbindungen 
sind sehr sorgfältig und regelmäßig, und man braucht nicht durch die preußischen 
Staaten zu passieren, wo die Zollbeamten zwar nicht mehr so lästig, wie früher, 
aber noch hinreichend ungemütlich sind, um dem freien Handel ernstliche Erschwernisse 
zu bereiten. Die Messen sollen von mehr als 2000 Kaufleuten der verschiedenen 
Nationen besucht werden. Die Menge der umgeschlagenen Waren wird auf 3 Millionen 
Pfund Sterling per Jahr veranschlagt. Ein sehr bedeutender und keineswegs un¬ 
interessanter Teil des Leipziger Handels steht mit dem Bücherverlag in Verbindung . . . 
Bücher, die in einem Staate gedruckt sind, würden dort nicht den ausgedehnten 
Verkauf finden, würden sie dort verlegt, weil die Anzeige in den Blättern, die eine 
lokale Abonnentenschaft besitzen, sie nicht weit von Hause bekannt machen würde. 
Die in verschiedenen Landesteilen gedruckten Bücher werden deshalb nach Leipzig 
gesandt und zur Messezeit dort aufgelegt. Es sind in Leipzig 120 Druckpressen 
dauernd an der Arbeit. Die Zahl der im Jahre 1818 auf den Messen aufgelegten 
Bücher stellte sich folgendermaßen: Theologie und praktische Erbauung 438 Werke, 
Jurisprudenz 141, Physik und Wundheilkunde 208, Metaphysik und Moral¬ 
philosophie 64, Schulbücher 205, Ausgaben klassischer Autoren 145, Geschichte, 
Biographie, Mythologie und Altertumswissenschaft 224, Geographie und Statistik 
198, Naturwissenschaft 76, Landwirtschaftliche Verwaltung und Finanzlehre 193, 
Politik 121, Mathematik, Astronomie und Physik 95, Militärwissenschaften 58, 
Handel 23, Schöne Künste 219, Verschiedenes 396, insgesamt 2803 . . . 
Leipzigs Industrien sind zahlreich, wenn vielleicht auch nicht groß. Es werden 
leinene und wollene Tuche hergestellt. Ferner Seiden, verschiedene Sammete, Papier 
unb Leder verarbeitet und Strumpfwirkereien fabriziert, daneben verschiedene andere 
Artikel. Die Jnbustrie gibt zusammen zwischen 2000 unb 3000 Personen Be¬ 
schäftigung . . . Der einzige Artikel, ben Sachsen von anberen Fabrikationslänbern 
beziehen muß, ist Papier. Die eigenen Fabriken stellen nicht mehr als ein Drittel 
ber Menge her, welche bie Drucker von Leipzig, Dresben unb ben übrigen Stabten 
brauchen. Vor bem allgemeinen Frieben zirkulierten Sachsens Baumwollenwaren 
fast burch ganz Deutschland Die Erzeugung eines einzigen Jahres auf feinen 
Webstühlen belief sich auf 150 000 Stücke weißen unb bie gleiche Menge gebrückten 
Baumwollenstoffes, 160 000 Stücke Fustiane*) verschiebener Sorten, 270 000 Stücke 
Musline außer 80 000 Dntzenb Strümpfe und Handschuhen jährlich. Wie weit 
diese Produktion zurückgegangen ist (infolge der Wiederöffnung der Grenzen für 
englische Waren), habe ich nicht feststellen können. Das sächsische Seinen bildet einen 
sehr ausgedehnten Industriezweig, besonders in der Lausitz, wo die feinsten Tuche 
und auch das allerschönste Damasttafelleinen gemacht werden- In fast allen Städten 
werden wollene Tuche hergestellt, manche darunter von der feinsten Qualität. Es 
wird jetzt mehr davon hergestellt, als der heimische Verbrauch aufnehmen kann. Und 
aus der Leipziger Messe versucht man jetzt mit Nachdruck mit den Stoffen in Wett¬ 
bewerb zu treten, die von England, Frankreich und Holland gebracht werden. 
Holzwaren der verschiedensten Sorten werden fabriziert und geben einer großen 
Anzahl von Personen Arbeit, die nicht nur Möbel der verschiedensten Art herstellen, 
unb zwar aus eigenen Hölzern, unb sie mit bemerkenswerter Sauberkeit unb Eleganz 
*) Barchent, Manchester.
	        
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