— 87 — 
unter den wohlthätigsten Absichten errichtet, welches wir mit dem lebhaftesten Danke 
zu verehren große Ursache haben, und in dieser Hinsicht unsern Kindern einen Unter¬ 
richt geben zu lassen drei Wege: 
1) die Nicolai- oder Thomasschule zu wählen, 
2) Privatlehrer uns zu halten, oder 
3) unsere Kinder in die sogenannten Winkelschulen zu schicken, 
sich uns darbieten. Allein so wohlthätig auch diese Anstalten für uns sein mögen, 
so können wir mit allem möglichen Kostenaufwands den Endzweck, welchen wir so 
sehnlich wünschen nicht erreichen; denn 
ad 1. ist es auf hiesiger Nicolai- und Thomasschule die alte Gewohnhert, 
daß Kinder, wenn sie auch einer höheren Bestimmung würdig, dennoch mit andern 
und ohne Auswahl die Classen befolgen müssen ... 
ad 2. Verstehen die meisten Eltern nicht, ist der Informators gut oder 
schlecht, und überlassen sich und ihre Kinder bloß der Empfehlung, . . . Eltern 
werden dadurch für ihr vieles und sauer verdientes Geld getäuscht, die Jugend irre 
geführt, und die Jahre zur Erlernung gründlichen Religionsunterrichts, auch nöthiger 
Wissenschaften, auf immer verloren. 
ad 3. lernen zwar unsre Kinder in den Winkelschulen ein Bisgen mitunter 
lesen und schreiben, aber ohne Anwendung auf Verstandes- und (übrige) Seelen¬ 
kräfte, und doch mit nicht wenigem Kostenauswande verbunden, indem wir diesen 
einfachen Unterricht jedem Kinde unter 6 Thalern geben zu können nicht vermögen. 
Wenn man nun erwäget, daß Eltern, wenn sie 5 und 6 Kindern den nöthigen 
Unterricht geben zu lassen sich verbunden achten, dieses allein die Anstrengung aller 
Kräfte erfordert, indem eines jeden Menschen Wohl und Glückseligkeit von einer 
vernünftigen und zweckmäßigen Erziehung in der Mittheilung eines gründlichen 
Religionsunterrichts, der Bildung eines guten Herzens und Erlernung nützlicher 
Wissenschaften beruht, dieses höchst nöthige Geschäft aber zeithero mit so wenigem 
Nutzen hat betrieben werden können. 
Dahero in allen guten Herzen Hochderoselben getreue Bürger der sehnliche 
Wunsch entstanden, dieses kummervolle Anliegen Ew. Magnificenz etc. etc. ehrfurchts¬ 
voll vereinigt vorzutragen, in der gewissen hoffnungsvollen Erwartung, daß, da 
Hochdieselben für hiesige arme Kinder eine so weise und preißwürdige Schulanstalt2) 
errichtet, wovon man itzt schon Nutzen und Segen für Jugend und Nachwelt ver¬ 
spürt, auch uns, dero treugehorsamsten Bürgern eine Schulverbesserung angedeihen 
zu lassen, von welcher so vieler unausbleiblicher Nutzen und Segen für die Zukunft 
zn erwarten ist. 
Dannenhero ergeht an Ew. Magnificenz etc. etc. unser vereinigtes Bitten 
und Flehen, Hochdieselben wollen ... zur Bildung unsrer Jugend sowohl männ¬ 
lichen als weiblichen Geschlechts, an Statt der bisherigen Stadtschulen uns eine 
allgemeine Bürgerschule, in welcher unsre Kinder gegen ein billiges Schul¬ 
geld einen eben so wohlthätigen als zweckmäßigen Unterricht ... uns in dem Maaße, 
als die armen Kinder in hiesiger Freischule genießen, zu schenken . . . geruhen, 
etc. etc. Ew. etc. etc. uuterthänig gehorsame Bürger" 
(folgen 21 Namen für die Innungen der Kammacher, Klempner, Bürstenmacher, Gürtler, 
Nadler, Drechsler, Hutmacher, Handschuhmacher, Wagner, Bäcker, Buchdrucker, Buchbinder, 
Corduan- und Lederbereiter, Lohgerber, Strumpfftricker, Perückenmacher, Goldschmiede, Seifen¬ 
sieder, Fleischer, Kürschner, Schlosser, Huf- und Waffenschmiede, Töpfer und Schuhmacher.) 
(Nach Dir. Dr. Vogel, Zur Feier des 50jähr. Jubiläums der 1. Bürgerschule zu Leipzig 
am 2. Jan. 1854. — S. 7 ff.) 
») Privatlehrer. 2) Die Ratsfreischule.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.