Full text: Von Heinrich IV. bis Rudolf von Habsburg (Teil 3)

— 192 — 
Jahre nach seinem Vater starb (1254), mar von dem Hohenstaufen¬ 
geschlecht nur noch der zweijährige Sohn Conrads übrig, den die 
Italiener Conradino nannten. Für diesen Knaben hatte sich ein Ver¬ 
wandter des Hauses (Manfred) der Herrschaft in Sizilien bemächtigt. 
Aber nun hatte der Papst das Königreich Sizilien als Eigentum des 
päpstlichen Stuhles (Robert Guiskard und Gregor VII.) einem franzö¬ 
sischen Prinzen Karl von Anjou zu Lehen gegeben, und dieser hatte 
auch, unterstützt vom Segen und Gold des Papstes und von dem Ver¬ 
rat vieler sizilischer Großen, in blutiger Schlacht das Königreich ge¬ 
wonnen. Indessen war Conradin in Deutschland zu einem herrlichen 
Jüngling herangewachsen und ritt nun, kaum 16 Jahre alt, mit einer 
kleinen geworbenen Schar über die Alpen, um das königliche Erbe seiner 
Vorfahren zu gewinnen. Sein Heer wurde in Italien durch viele An¬ 
hänger der Hohenstaufen verstärkt, und so gewann er nach kurzem 
Kamps die entscheidende Schlacht. Aber als sich die Sieger zur 
Plünderung des feindlichen Lagers zerstreuten, brach König Karl mit 
einer auserlesenen Schar aus dem Hinterhalt hervor, schlug die zer¬ 
streuten Haufen und verwandelte so seine Niederlage in Sieg. Conradin 
wurde auf der Flucht gefangen genommen und an König Karl aus¬ 
geliefert. Der stellte ihn als „Hochverräter" vor ein Gericht. Aber 
obwohl alle Richter bis auf einen erklärten: Conradin frevelte nicht, 
indem er fein väterliches Reich in ehrlichem Kampfe wiederzuerobern 
trachtete, verurteilte ihn Karl im Einverständnis mit dem Papst dennoch 
zum Tode. Auf dem Markt zu Neapel :vurde der edle Jüngling durch 
Henkers Hand enthauptet. Seine letzten Worte waren: „O Mutter, 
welches Herzeleid bereite ich dir!" So endete der letzte Hohenstaufe 
auf dem Blutgerüst. 
Erläuterung der angegebenen Thatsachen, wobei auf Grund 
des Schullefebuchs das Schicksal Conradins ausführlicher dargestellt 
und besprochen werden kann. Zusammenfassen der Thatsachen: 
Die Hohenstaufen regierten (von 1138 — 1254) 125 Jahre lang in 
folgender Reihe: Conrad III., Friedrich Barbarossa, Heinrich VI., 
Philipp, Friedrich II., Conrad IV. (Conradin); die gewaltigsten 
unter ihnen waren Friedrich Barbarossa und Friedrich II.; schon der 
letzte Kaiser war nur von einem Teil der deutschen Fürsten als Kaiser 
anerkannt, und Conradin, der letzte Hohenstaufe war weder Kaiser noch 
König. Hierin liegt auch die Beantwortung der Zielfrage. 
II b. Zur Beurteilung der Thatsachen. 
Was war schuld an der Schwächung (schon Friedrich II. konnte 
sich zuletzt nur noch in Unteritalien behaupten) und dem schließlichen 
Untergang des hohenstaufischen Kaisertums? 
Vor allem die grimmige Feindschaft und der tödliche Haß des 
Pap st tu ms. Dieser Haß erweckte den Hohenstaufen überall und jederzeit 
Feinde aller Art: die lombardischen Städte und die deutschen Fürsten, 
Gegenkönige und Nachbarfürsten, Kreuzfahrer und Normannen; dieser 
Haß griff zu Bannsprüchen und Verfluchungen, erzeugte Bürgerkriege
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.