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am ersten geneigt sein, von dein gebannten Kaiser abzufallen. Freilich
wird es dabei noch sehr darauf ankommen, warum sie sich empört
haben, wie sie besiegt roorhen, und wie sie vorn Sieger behandelt
worden sind
II a. Darbietung des Stoffes in 4 Abschnitten.
(Erster Äbschnitt: Die Ursache der Empörung.
Warum sich die Sachsen empörten.
Die Sachsen bewohnten, wie wir wissen, den großen Landstrich
zwischen Rhein und Elbe (Grenzen im Norden: Nordsee; im Süden:
Thüringen und Hessen); die natürliche Festung ihres meist ebenen
Landes war das Harzgebirge. An den Abhängen des Harzes besaß
nun Heinrich viele reiche Landgüter mit Schlössern (Pfalzen) und
Burgen; die wichtigste Pfalz war Goslar, die stärkste Burg die nahe
dabei gelegene Harzburg. Nun begann der König sehr eilig und eifrig
die alten Burgen zu vergrößern und zu befestigen und zugleich in den
verschiedensten Gegenden Sachsens neue Burgen anzulegen. Man sagte
zwar, die Burgen sollten vor den Einfällen der heidnischen Nachbarn
schützen, aber niemand glaubte es. Zu diesen Bauten mußten die säch¬
sischen Bauern nach alter Sitte das „Burgwerk" leisten, d. h. Holz und
Steine liefern und herbeifahren, die Bauleute mit Lebensrnitteln ver¬
sorgen und sonst noch allerlei „Frondienste" thun. Zum Baugrund
nahm Heinrich altes Königsgut, das sich indessen die Nachbarn ange¬
eignet hatten, und forderte überhaupt von den Inhabern der Königs¬
güter den gebührenden Zins an Feldfrüchten und Schlachtvieh für seine
Burgmannen. In die neuen und alten Burgen legte er fränkische und
schwäbische Ritter und Knechte, und diese erlaubten sich gegen die
Bauern gar manchen Schimpf und Spott, ja zuweilen auch Gewalt¬
that und Raub. Der.König selbst aber hielt sich mit seinem Hof
meist in Goslar auf, statt wie die früheren Kaiser im Reiche umherzu¬
ziehen. Für die Verpflegung des kaiserlichen Hofes mußten aber immer
diejenigen sorgen, in deren Land der Kaiser Hof hielt. Dazu kam noch,
daß Heinrich in einem Streit mit einigen widerspenstigen Sachsenfürsten
den Sohn des eben verstorbenen Sachsenherzogs gefangen genommen
halte und ihn nur dann freilassen wollte, wenn er auf das Herzogtum
und sein väterliches Erbe verzichte. — Erläuterung; Zusammenfassung
(Burgbau, Burgmannen. Hofhaltung, Herzogtum).
Wie werden die Sachsen alles dies aufnehmen ? Ich erinnere euch
vorher daran, daß die Sachsen seit Karl d. G. nach eignen Sitten
und Rechten in ihrem Lande lebten, daß die Kaiser Heinrich I. unb
Dtlo I. (und nach ihnen noch drei andere Kaiser) sächsische Herzöge
waren, und daß die sächsischen Bauern als freie Männer auf eignem
Grund und Boden lebten und wie die Adligen und Ritter öffentlich
Schwerter trugen. Die Sachsen werden sich über die ungewohnten
Abgaben an den kaiserlichen Hof und die Burgmannen ärgern, über
die Gewaltthaten der Burgmannen, bie ihnen als Fremdlinge und Ein-