Full text: Staat und Verwaltung in der römischen Kaiserzeit (H. 13)

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persische Dichter Firdusi (st. 1030), der Verfasser eines großen, die per- 
sische Geschickte behandelnden Epos, auszeichnete. Die arabischen Märchen 
wurden seit Harun al Raschid in großen Sammlungen vereinigt, unter 
denen die der „Tausend und eine Nacht" die bekannteste ist. Der Hauptsitz 
der mohammedanischen Gelehrsamkeit war Bokhllra, die Hauptstadt von 
Turkestan. Hier lehrte der berühmte Arzt und Philosoph Avicenna 
(f 1036), welcher, auf Galenus gestützt, ein neues System der Medizin 
aufbaute. Von Bokhara aus erstreckte sich bis in das innere Afrika und 
» bis nack Sicilien und Spanien hin eine Kette von Pflanzschulen der 
Bildung, welche in einem ununterbrochenen Verkehr untereinander standen. 
Im Westen war die maurische Universität von Cordöva, welche eine Bib- 
liothek von 600 000 Bänden besaß, ein Sammelplatz arabischer Künstler 
und Gelehrten. Die Baukunst, welche besonders in dem maurischen Spanien 
zur Blüte gelangte, entwickelte sich aus der römischen, nahm aber bald durch 
den hufeisenförmigen, von fcklanken Säulen getragenen Bogen und durch 
Verzierungen in feinem Linienspiel und verschlungenem Blattwerk (Arabesken) 
eigentümliche Formen an. 
§ 66. Die erste Ursache der Kreuzzüge, dieser ebenso auf- 
fallenden als großartigen Erscheinung des Mittelalters, liegt in dem 
tiefreligiösen Sinne der damaligen Christenheit. Seitdem Kaiser Eon- 
stantins Mutter Helena in Jerusalem die Kirche des heil. Grabes erbaut 
hatte, war Jerusalem das Ziel häufiger Wallfahrten. Schon zur Zeit 
Ottos III. hatte Papst Silvester II. den Gedanken eines Kreuzzugs 
erfaßt. Gregor VII. wollte, als die Araber Constantinopel hart be¬ 
drängten, einen Kreuzzug anregen; aber durch den Kampf mit Heinrich IV. 
abgehalten, konnte er seinen Plan nicht verwirklichen. Jedoch sein Nach- 
folger Urban II. nahm den Gedanken wieder auf und führte ihn beim 
Zusammentreffen günstiger Umstände aus. 
Die zweite Ursache dieser Züge lag in der damaligen Abenteuer¬ 
lust. welche im Abendlande keine hinreichende Befriedigung mehr fand. 
Besonders sehnte sich der Unternehmungsgeist der wanderlustigen Nor- 
mannen längst nach einem würdigen Ziele ritterlicher Taten. Außer 
diesen beiden Beweggründen, welche in der ganzen Zeitrichtung lagen, 
wirkten bei einzelnen noch besondere Umstände mit. So mancher Ritter, 
welcher in den Stürmen der gewalttätigen Zeit Sündenschuld auf sich 
geladen hatte, glaubte diese am besten durch einen Kreuzzug abbüßen zu 
können. Da jedem Hörigen, welcher am Zuge teilnahm, die Freiheit, 
jedem Verschuldeten Erlaß der Schulden verheißen wurde, so nahm 
auch mancher um zeitlichen Gewinnes willen das Kreuz. Die große 
Masse derer, welche nichts zu verlieren hatten, ließ sich durck bloße
	        
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