30 E. Eindruck der Persönlichkeit Karls auf die Zeitgenossen
nem Reiche etwas anderes zu unternehmen wagte, als was dem allge¬
meinen Besten entsprach.
b) Theodulf. Ep. Carol. 38?
(Et (Karl) sei gewohnt, alle zu nützlicher Hrbeit zu entflammen: üie
vischöfe zum Studium det heiligen Schrift und zu rechter Lehre, den
Klerus zu treuer Pflichterfüllung, die Gelehrten zur Untersuchung der
himmlischen und irdischen Dinge, die ZTTönche zu frommem Leben; die
Großen sammele er in seinem Rat, von den Richtern fordere er Gerech¬
tigkeit, von den Kriegern Waffenübung.
c) Totenklage um Karl den Großen?
Don Sonnenaufgang bis zum IDestmeer weit
Schlägt alles an die Brust in tiefem Leib;
Selbst drüben an des ITteeres andern Strand
versenkt in Trauern ist das ganze Land.
Franken und Römer, was an Christum glaubt,
Sie alle neigen schmerzgebeugt das Haupt;
Den Kaiser klagen alt und jung zugleich,
Die Frau'n, der Kirche Fürsten ruhmesreich.
Der Tränen Ströme fließen alle Stund;
Um Kaiser Karl ruft ID eh der Erdenrund;
üater der Waisen war er immerdar,
Den pilgern, Witwen und der Mägde Schar.
Herr Christe, ob den (Engeln herrschest du —
Schenk ihm in deinem Reich die ew'ge Ruh’;
Darum zu dir die Schar der Gläub'gen fleht,
Jungfrauen, Witwen, Greise im Gebet.
Herr Karl, der stolz geherrscht in Kaiserpracht,
Hun ruht sein Leib, gehüllt in Grabesnacht;
heiliger Geist, ob allen herrschest du —
Erhöh' die Seele sein zur ew'gen Ruh. —
1 Ed. 3aff6 IV, S. 414.
1 Planctus de obitu Karoli in Mon. Germ. Poetae Latini Bö. I, S. 435.
Paul v. Winterfeld, Deutsche Dichter des lateinischen ITTittelalters, 1913, S. 159
bis 160. Der Dichter ist ein Mönch des Klosters Bobbio.