Full text: Karl der Große (H. 31)

B. Karls äußere Politik 7 
Land bis zum (Ebro, der im Gebiet der Navarrer entspringt, die frucht¬ 
barsten Gefilde Spaniens durchsticht und unter den Mauern der Stadt 
Dertofa1 ins Balearifche Meer mündet; hierauf ganz Italien, das sich 
von Hugufta prätoria2 bis zum unteren Kalabrien, roo bekanntlich 
die Grenze zwischen den Beneventanern und Griechen ist, in einer Länge 
von mehr als 1000 (ital.) Meilen erstreckt; ferner Sachsen, das keinen 
kleinen Teil von Deutschland ausmacht und doppelt so breit ist als der 
von den Franken bewohnte, während es ihm in der Länge gleichkommen 
mag; sodann beide Pannonien, das auf der anderen Donauseite gelegene 
Dazien, auch Istrien, Liburnien und Dalmatien mit Ausnahme der See¬ 
städte, die er aus Freundschaft und wegen des mit ihm geschlossenen 
Bündnisses dem Kaiser von Konstantinopel ließ; endlich machte er sich 
auch alle die barbarischen und wilden Völkerschaften zinsbar, die zwi¬ 
schen Rhein und Weichsel, dem Meer und der Donau Deutschland be¬ 
wohnen, so ziemlich einerlei Sprache reden, in Sitten und Kleidung 
aber sehr voneinander verschieden sind. Die bedeutendsten darunter sind 
die tDelataben, Sorben, Hbodriten, Boemannen, und mit diesen hatte 
er Krieg zu führen, die übrigen, weit zahlreicheren, unterwarfen sich 
ihm freiwillig. 
Kop. 16. (Er erhöhte den Ruhm feiner Herrschaft auch noch durch 
freundschaftliche Verbindung mit mehreren Königen und Völkerschaften. 
Der König Habefons3 von Galizien und Asturien war ihm so eng ver¬ 
bunden, daß er sich nicht anders als seinen untergebenen Mann nennen 
ließ, so oft er Gesandte und Briefe an ihn abschickte. Gleichermaßen 
beugten sich vor seiner Herrlichkeit die Könige der Schotten so sehr unter 
seinen willen, daß sie ihn nie anders als ihren Herrn und sich seine 
Untertanen und Knechte nannten. (Es liegen noch Briefe vor, in denen 
sich diese Gesinnung gegen ihn kundgibt. Mit dem König Aron* von 
Persien, der mit Ausnahme Indiens fast das ganze Morgenland be¬ 
herrschte, stand er in so freundschaftlichem (Einvernehmen, daß dieser 
seine Huld der Freundschaft aller Könige und Fürsten des ganzen Erd¬ 
kreises vorzog und ihn allein hoch ehren und beschenken zu müssen 
glaubte; und als nun seine Gesandten, die er mit Gaben zu dem heili¬ 
gen Grabe unseres Herrn und Heilandes und dem ©rte seiner Huf- 
erstehung geschickt hatte, auch zu Aron kamen und ihm den Wunsch ihres 
Herrn eröffneten, bewilligte er ihnen nicht bloß, was von ihm begehrt 
wurde, sondern auch, daß jene heilige und heilbringende Stätte unter 
feine Gewalt komme. Und wie die Gesandten heimkehrten, so gesellte 
er ihnen seine eigenen bei und überschickte dem König neben Kleidern 
und Wohlgerüchen und anderen Kostbarkeiten des Morgenlandes noch 
1 Tortosa. 2 flofta. 3 Alfons 11. 
4 Harun al Naschid.
	        
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