B. Karls äußere Politik 7
Land bis zum (Ebro, der im Gebiet der Navarrer entspringt, die frucht¬
barsten Gefilde Spaniens durchsticht und unter den Mauern der Stadt
Dertofa1 ins Balearifche Meer mündet; hierauf ganz Italien, das sich
von Hugufta prätoria2 bis zum unteren Kalabrien, roo bekanntlich
die Grenze zwischen den Beneventanern und Griechen ist, in einer Länge
von mehr als 1000 (ital.) Meilen erstreckt; ferner Sachsen, das keinen
kleinen Teil von Deutschland ausmacht und doppelt so breit ist als der
von den Franken bewohnte, während es ihm in der Länge gleichkommen
mag; sodann beide Pannonien, das auf der anderen Donauseite gelegene
Dazien, auch Istrien, Liburnien und Dalmatien mit Ausnahme der See¬
städte, die er aus Freundschaft und wegen des mit ihm geschlossenen
Bündnisses dem Kaiser von Konstantinopel ließ; endlich machte er sich
auch alle die barbarischen und wilden Völkerschaften zinsbar, die zwi¬
schen Rhein und Weichsel, dem Meer und der Donau Deutschland be¬
wohnen, so ziemlich einerlei Sprache reden, in Sitten und Kleidung
aber sehr voneinander verschieden sind. Die bedeutendsten darunter sind
die tDelataben, Sorben, Hbodriten, Boemannen, und mit diesen hatte
er Krieg zu führen, die übrigen, weit zahlreicheren, unterwarfen sich
ihm freiwillig.
Kop. 16. (Er erhöhte den Ruhm feiner Herrschaft auch noch durch
freundschaftliche Verbindung mit mehreren Königen und Völkerschaften.
Der König Habefons3 von Galizien und Asturien war ihm so eng ver¬
bunden, daß er sich nicht anders als seinen untergebenen Mann nennen
ließ, so oft er Gesandte und Briefe an ihn abschickte. Gleichermaßen
beugten sich vor seiner Herrlichkeit die Könige der Schotten so sehr unter
seinen willen, daß sie ihn nie anders als ihren Herrn und sich seine
Untertanen und Knechte nannten. (Es liegen noch Briefe vor, in denen
sich diese Gesinnung gegen ihn kundgibt. Mit dem König Aron* von
Persien, der mit Ausnahme Indiens fast das ganze Morgenland be¬
herrschte, stand er in so freundschaftlichem (Einvernehmen, daß dieser
seine Huld der Freundschaft aller Könige und Fürsten des ganzen Erd¬
kreises vorzog und ihn allein hoch ehren und beschenken zu müssen
glaubte; und als nun seine Gesandten, die er mit Gaben zu dem heili¬
gen Grabe unseres Herrn und Heilandes und dem ©rte seiner Huf-
erstehung geschickt hatte, auch zu Aron kamen und ihm den Wunsch ihres
Herrn eröffneten, bewilligte er ihnen nicht bloß, was von ihm begehrt
wurde, sondern auch, daß jene heilige und heilbringende Stätte unter
feine Gewalt komme. Und wie die Gesandten heimkehrten, so gesellte
er ihnen seine eigenen bei und überschickte dem König neben Kleidern
und Wohlgerüchen und anderen Kostbarkeiten des Morgenlandes noch
1 Tortosa. 2 flofta. 3 Alfons 11.
4 Harun al Naschid.