4 l. vor den Schlachten
Begeisterung gehen so hoch, daß sie in allen Schichten der Bevölkerung,
bei alt und jung, jeden Stanbesunterschieb, jeden Parteistandpunkt weg¬
gelöscht haben. Rus allen Handelsplätzen des Reiches, Frankfurt, Ham¬
burg, Köln, vom Rothschild angefangen bis zum kleinsten Bankier ist
dem König Geld in jeder Rrt und höhe angeboten worden, wir können
Hunderte von Millionen ohne jede Garantie auf der Stelle bekommen.
In Hannover ist gestern Öoigts-Rhetz1 ein Fackelzug von Tausenden ge¬
bracht worden- der Leiter der töelfenpartei, der an der Spitze stand, ist
nachher zu ihm gekommen und hat erklärt, jetzt ständen sie mit Gut und
Blut zu Preußen. — Ich komme eben aus dem Palais, wo Bismarck,
Roon, DToltke, alle beisammen waren. Führer haben wir, die Tod und
Teufet nicht scheuen. Der König geht fest und ernst seiner großen Aus¬
gabe entgegen. . . . Wir haben eine gute Karte in Händen, und wenn
wir auch zu Anfang ein paar Stiche verlieren sollten, so werden die
Rtouts, die wir auf den Tisch werfen, doch die stärksten sein. Die Begeiste¬
rungsflamme loht durchs ganze Land wie ein Blitz, der zündet und alles
ringsumher in Brand setzt. Unser edler, alter König, Gott segne ihn!
Rls ich mich heute bei ihm meldete, küßte ich ihm die Hand und sagte be¬
wegt: „Gott segne (Eure Majestät." „Ja, das muß ich noch erleben, lieber
Riten, daß ich wieder losschlagen muß, ich dachte in Frieden heimgehen
zu können, und habe den Frieden mit ganzem Herzen zu erhalten ge¬
sucht, aber sie wollen es nicht anders, und so hilft es nicht", sagte der
König. Don allen Deutschen in der Welt Telegramme, auch aus Rmerika,
alle wollen sie helfen für die „heilige Sache". . . . Die Stimmung ist
heute eine ganz andere wie 66, alles ist bitterer (Ernst und Mut auf
Frankreich.
4. Thronrede bet (Eröffnung des Norddeutschen Reichstages.
*9. Juli MO?
(Beehrte Herren vom Reichstage des Norddeutschen Bundes!
Rls Ich Sie bei Ihrem letzten Zusammentreten an dieser Stelle3
im Hamen der verbündeten Regierungen willkommen hieß, durfte Ich
es mit freudigem Danke bezeugen, daß Meinem aufrichtigen Streben, den
wünschen der Völker und den Bedürfnissen der Zivilisation durch Ver¬
hütung jeder Störung des Friedens zu entsprechen, der (Erfolg unter
Gottes Beistand nicht gefehlt habe.
1 3n der Nacht vom 15. zum 16.3uli. Voigts-Rhetz war kommandierender
General des X. Armeekorps.
8 H. Kohl, 30 Iahre preußisch-deutscher Geschichte S. 147f. Die von Bis¬
marck verfaßte, vom König mit tiefer Bewegung verlesene Rede wurde wieder¬
holt von lebhaftem Beifall unterbrochen. Eine Schilderung des 19. Iuli bei
Blum, Auf dem Wege zur deutschen (Einheit II, S. 144ff.
8 14. Nov. 1869 (Kohl S. 138 ff.).