Full text: Der Kampf gegen die Republik (2 = H. 77 [d. Gesamtw.])

10 II. Metz 
rainfalte, auf einer wiese, in der das Wasser der benachbarten Ton- und 
Lehmäcker zusammenrieselt, und ziemlich weit von aller „menschlichen" 
Hilfe entfernt, die Leute in langen, schlecht mit Brettern gedeckten Erd¬ 
hütten, wir Offiziere in einer Bretterhütte, in der es bachweise durch¬ 
regnet. . . . Hose, Rock und Paletot kommen einem überhaupt nicht 
mehr vom Leibe, selbst die Mütze setzt man des Nachts nur dann ab, wenn 
man etwa eine besonders günstige Liebesleibbinde besitzt, die dann als 
Schlafmütze bis über die (Dhren gezogen wird. . . . Glauben Sie aber 
nicht, daß wir deshalb auch nur eine Stunde mißmutig waren, wer ge¬ 
rade an der Reihe mit Leibschmerzen ist, bläst vielleicht etwas Trübsal 
und trinkt viel Rum oder Bittern gegen den bösen Feind. Im allge¬ 
meinen aber herrscht ungetrübter Humor. . . . 
woippy bei Metz, 31. Oktober. Da säßen wir also endlich . . . 
voll Dank gegen das Schicksal, das uns den Feind endlich doch noch in die 
Hände geliefert hat! . . . Das Resultat ist ja auch, rein an sich betrach¬ 
tet wie im allgemeinen Zusammenhange der Entwicklung, so großartig, 
daß man immer wieder von neuem über die Möglichkeit desselben nach¬ 
denken muß. 150 000 kampfgeübte Soldaten, über 4000 Offiziere und 
70 Generäle, ein unermeßliches Material1 und eine Festung, wie sie 
nicht großartiger und genialer gedacht werden könnte, wenn eine preu¬ 
ßische Hrmee von der zwei Drittel Stärke der französischen darin gewesen 
wäre, so hätte sie die doppelte Anzahl der Zernierungsarmee nicht 
darin festgehalten, wir haben, ohne es zu wissen, wochenlang auf einer 
Pulvertonne gelebt! hätten die französischen Offiziere ihre Leute nur 
halb so in der Hand, wie es in unserer Armee der unbezahlbare Vorzug 
ist, so hätten sie uns z.B. in unserer letzten Stellung auf dem rechten 
Moselufer fast ohne Waffen erdrücken können; sie konnten sich nachts in 
allen beliebigen Stärken unter dem Schutze ihrer Forts fast nur auf 
Flintenschusses weite von unseren Vorposten sammeln, und wenn sie uns 
nur mit 50 000 Mann überfielen, so hatten wir ihnen stundenlang kaum 
mehr als ein viertel entgegenzustellen! Ja, es hat Tage gegeben, wo so¬ 
gar die Schiffbrücken über die Mosel vom Sturme weggerissen waren, 
so daß unser Korps, in zwei Hälften zerrissen, außerstande war, einander 
zu Hilfe zu kommen. . . . 
Unser Anteil war also wesentlich der, der freilich auch zuletzt den Sieg 
davongetragen, das geduldige Ausharren in steter Wachsamkeit, in Lan¬ 
gerweile und Schmutz, zuweilen mit kleinen (Entbehrungen, fast immer 
von der Ungunst der Witterung verfolgt und mißhandelt. So durften 
wir uns also immerhin auch des Anteils freuen, den wir an dem eigent¬ 
lichen Schauspiele der Übergabe hatten. Nach unserer Seite heraus wurde 
das Armeekorps des Marschalls danrobert geführt. Die Waffen hatten 
sie, auf eigenes Bitten der Generale, schon vorher auf dem einen Fort 
1 3 ntarfchälle, 6000 (Offiziere, 173000 ITTann mit 60 Ablern, 1750 Festungs- 
unb $elbgefcf)ützen unb Mitrailleusen unb ungeheurem sonstigem Kriegsmaterial.
	        
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