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A. Haͤusliches Leben.
34 Reine Luft!
Als im Jahre 1756 ein bengalischer Nabob mit den in Kalkutta an—
sässigen Engländern in Streit geriet, ließ er 146 derselben in ein Gefängnis
legen, das durch die entsetzliche Bezeichnung schwarzes Loch“ allgemein be—
kannt war. Der Raum maß ungefähr 5 m im Quadrat und besaß nur
enge Luftlöcher.
Die Gefangenen wurden mit gezognen Schwertern hineingetrieben, und
die Thür ward sofort hinter ihnen geschlossen. Unbeschreiblich waren die Schreck—
nisse jener Nacht, wie sie die wenigen Überlebenden schilderten. Die Unglück—
lichen schrieen laut um Erbarmen und suchten die Thür gewaltsam ein—
zudrücken, — doch vergebens! Sie erhielten zur Antwort, man könne
nichts thun ohne den Befehl des Nabobs; dieser aber schlafe und dürfe nicht
geweckt werden.
Da steigerte sich die Verzweiflung der Gefangenen zum Wahnsinn.
Sie warfen einander zu Boden, sie kämpften um einen Platz an den Fenstern.
Ihre Qualen steigerten sich; sie rangen, sie tobten und flehten die Wache
an, auf sie zu schießen. Doch diese hielt Lichter an die vergitterten Fenster
und verlachte laut ihre Opfer. Allmählich legte sich der Tumult; man
hörte nur noch leises Stöhnen und Wehklagen.
Der Tag graute, der Nabob erwachte und ließ die Thür öffnen; es
dauerte eine ganze Weile, bis die Soldaten den Überlebenden Bahn machen
konnten, indem sie auf beiden Seiten die Leichen aufeinander häuften.
Nur dreiundzwanzig hohlwangige, bis zur Unkenntlichkeit entstellte Männer
wankten aus dem Leichenhause; die übrigen 123 waren tot und wurden
sofort in eine Grube verscharrt.
Jene Männer starben infolge Einatmens schlechter Luft!
2. Das Atmen besteht bekanntlich hauptsächlich darin, daß die Lungen
blasebalgartig Luft einziehen und ausströmen. Die Luft, welche wir ein—
ziehen, ist gute, frische Luft, die ausgeströmte aber schlechte, unreine. Einen
Teil der Luft haben die Lungen zurückbehalten und mit dem Blute vermischt.
Wenn wir einen Menschen in einen luftdichten Kasten einsperren, so muß
er dieselbe Luft immer wieder einatmen. Nach und nach werden alle
guten Bestandteile der Luft verbraucht, und nur die schlechten bleiben zurück;
der Mensch muß sterben wie jene Unglücklichen in Kalkutta. — Ähnlich wie
durch die Lungen atmen wir auch durch die Poren der äußeren Haut unsers
Körpers.
Wenn mehrere Menschen in einem kleinen Zimmer schlafen, so reicht die Luft
für die Dauer der Nacht nicht aus; sie sind also auch genötigt, dieselbe Luft
immer und immer wieder einzuatmen, so daß diese bis zum Morgen ganz