Full text: Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2 = Klasse 3)

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IV. Der Protestantismus in Westeuropa. 
dem neuen abendländischen Geiste zuwider. Gegen die erste erhoben 
sich die neuen europäischen Großstaaten zugunsten der „gemeinen Frei¬ 
heit Europas", gegen die anderen das Selbstbewußtsein und die Be¬ 
harrlichkeit der deutschen Lutheraner. So legte er 1556 verstimmt die 
Krone nieder. Die österreichischen Lande erhielt sein Bruder Ferdinand, 
die spanischen, niederländischen und italienischen Besitzungen sein Sohn 
Philipp. 
IV. Der Protestantismus in Westeuropa. 
Dem Plane Karls V., eine katholisch-habsburgische Weltmacht 
im Abendlande zu errichten, hatten sich die anderen Mächte im Bunde 
mit den deutschen Protestanten erfolgreich entgegengestellt. Den 
Mittelpunkt des Widerstandes bildete Frankreich, dessen Bevölkerung 
geschlossen hinter ihrem König stand. Das wurde anders, als 
Heinrich II., Franz' I. Nachfolger, starb und den Thron seinen un¬ 
mündigen und schwachen Söhnen hinterließ; fortan stritten verschiedene 
Geschlechter des hohen Adels um den maßgebenden Einfluß auf die 
Regierung. Bei dieser Gelegenheit regten sich auch wieder die Be¬ 
strebungen der Stände, die auf Kosten des Königtums ihre alte 
Stellung wiederherstellen wollten. Da inzwischen auch die Reformation 
Eingang gefunden hatte, kamen zu den politischen auch religiöse 
Kämpfe. Infolge dieser inneren Wirren schied Frankreich in der 
zweiten Äälfte des 16. Jahrhunderts aus den großen europäischen 
Verwicklungen fast völlig aus. Spanien konnte unter Philipp II. 
nicht ohne Erfolg den Versuch wagen, die politischen und religiösen 
Pläne Karls V. aufzunehmen. 
1. Die Reformation in der Schweiz. 
Die Reformation Martin Luthers wollte nur eine Antwort 
geben auf die Frage: „Wie gewinne ich einen gnädigen Gott?" Alle 
Wirkungen kirchlicher und politischer Art gingen aus diesem rein 
persönlichen Bedürfnis hervor. Anders dachte Zwingli. Er war 
zwar durch die Schriften des deutschen Reformators angeregt worden; 
sein Ausgangspunkt aber war das Schriftstudium, das er in der 
Weise der Humanisten trieb. Dabei wurde er sich dessen bewußt, 
daß vor der Kritik des „göttlichen Gesetzes" die Zustände in Kirche 
und Staat nicht bestehen konnten; und so wollte er nach den Weisungen 
der Bibel einen besseren Zustand herbeiführen. Infolgedessen hatte 
er manche Ziele mit den Bilderstürmern und Täufern gemein, 
die Luther so scharf bekämpfte. In der Abendmahlslehre kam dieser 
Gegensatz zum Ausdruck und verhinderte den Zusammenschluß der
	        
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