Full text: Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2 = Klasse 3)

IV. Die Kreuzzüge. 
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In den Wüsten Kleinasiens fand jedoch der größte Teil des 
Kreuzheeres seinen Untergang. Irgendeinen Erfolg hat dieser Zug 
nicht gehabt. 
Das Schicksal des Königreiches Jerusalem konnte auf die Dauer 
nicht abgewendet werden. Sultan Saladin vereinigte die moham¬ 
medanische Welt des Orients, und 1187 fiel die heilige Stadt in 
seine Lände. Auf diese Nachricht hin rüstete das Abendland aufs 
neue zu einer Kreuzfahrt. Unter der straffen Leitung Friedrich 
Barbarossas, mit dem sich die Könige Frankreichs und Englands 
(Richard Löwenherz) verbunden hatten, trat ein stattliches Ritterheer 
den „dritten" Kreuzzug an. Allein nach des Kaisers Tode im Saleph 
lähmte innerer Zwist die Kräfte des Christenheeres, das trotz aller 
Tapferkeit und Anstrengung kläglich zugrunde ging. Auf diesem Zuge 
wurde zur Pflege und Unterstützung der deutschen Pilger der Orden 
der Deutschen Ritter oder Deutschherren gegründet. 
Noch fast ein Jahrhundert lang flammte die Kreuzzugsbegeisterung 
im Abendland immer wieder auf. Wohl verstanden die Venetianer 
mit Äilfe der kreuztragenden Ritterscharen ihr Machtbereich im öst¬ 
lichen Mittelmeer auf Kosten des byzantinischen Reiches auszudehnen, 
aber dauernder Erfolg wurde für die Christenheit nicht 
erreicht. Friedrich II. erlangte zwar von dem ägyptischen Sultan 
das Zugeständnis, daß Jerusalem selbst und eine dorthin führende 
Straße im Besitze der Christen bleiben sollte, aber schon 1244 wurde 
dieser Vertrag durch neu vordringende Barbarenhorden vernichtet. 
Frankreichs Versuch, sich in Ägypten und in Tunis einen festen 
Stützpunkt zum Vorgehen zu schaffen, mißglückte völlig. Im 
Jahre 1291 siel Akkon (Akkers), die letzte christliche Feste in Palästina, 
in die Äand der Ungläubigen, die nun unaufhaltsam vordrangen, 
ganz Vorderasien eroberten und die Gebiete des oströmischen Kaiser¬ 
tums der Reihe nach bis an die Habsburgische Ostmark heran ein¬ 
nahmen, bis ihnen 1453 auch Konstantinopel selber erlag. 
Eine dauernde Besitzergreifung der östlichen Gestade des Mittel¬ 
meeres durch die abendländischen Völker hatte sich als unmöglich 
erwiesen. Bei den mangelhaften Verkehrsverhältnissen waren die 
Verluste der Kreuzheere zu groß gewesen, als daß noch eine wirkliche 
Besiedelung der besetzten Gebiete hätte erfolgen können. So mußten 
die Staatengründungen in Palästina zusammenbrechen, als daheim 
die Begeisterung für die »liebe reise über se« erlosch und der Zuzug 
ausblieb. 
Die Kreuzzüge waren eine gemeinsame Unternehmung der ger¬ 
manisch-romanischen Völker des Abendlandes. In breiten Schichten 
traten sie hierbei miteinander in Berührung, und es entwickelte sich
	        
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