Der „Miesmacher" 13 
legenheit wurden sie noch stiller; sie hofften, Cäsar würde ein wenig nach¬ 
geben und seinen Sinn ändern, weil er sie augenblicklich brauchte. Doch er 
war auch still; erst als seine Freunde ihn baten, doch noch etwas zu sagen 
und die alten Kriegskameraden nicht mit so kurzer und barscher Rede stehen 
zu lassen, begann er zu sprechen, redete sie aber mit „Quinten" statt mit 
„Soldaten" an; zum Zeichen, daß er sie als aus dem Heeresdienst entlassen 
und als Zivilisten betrachtete. Das war ihnen denn doch zuviel; sie schrien, 
er solle doch nicht so hart sein, und baten ihn, sie doch wieder mit ins Feld 
zu nehmen. Lasar wandte sich um und wollte weggehn, da setzten sie ihm 
noch lauter und dringlicher zu, er möchte doch bleiben und die Schuldigen 
unter ihnen strafen. Er blieb noch eine Weile, ohne wegzugehn oder noch 
einmal hinaufzutreten, und tat unschlüssig; schließlich ging er doch noch ein¬ 
mal hinauf und erklärte, bestrafen werde er keinen, doch sei es ihm schmerz¬ 
lich, daß auch die zehnte Legion, die sich immer feiner besonderen Gunst er¬ 
freut habe, an solchen Krawallen teilnahm; „sie allein", fuhr er fort, „werde 
ich aus dem Dienst entlassen; doch werde ich auch ihr alle Versprechungen 
erfüllen, wenn ich aus Libyen heimkehre. Nach Beendigung der Kämpfe will 
ich euch allen Land anweisen, nicht wie Sulla, der andern ihr Land weg¬ 
nahm, (Empfänger und (Enteignete zusammen ansiedelte und sie so einander 
zu ewigen Feinden machte; ich will den Gemeindebesitz und meinen eignen 
verteilen und das Fehlende dazukaufen." Alle lärmten Beifall und Segens¬ 
wunsch , nur die zehnte Legion war schmerzlich gekränkt, daß Cäsar gegen 
sie allein unversöhnlich schien. Sie flehten ihn an, über sie das Los zu werfen 
und die vom Los getroffenen mit dem Tode zu bestrafen. Doch er wollte sie 
nicht mehr reizen, da sie so vollkommene Reue zeigten, versöhnte sich mit 
allen und trat sofort den libyschen Feldzug an. 
Y. Die Daheimgebliebenen. 
1. Der „Miesmacher". 
Theophrastus, Charaktere 8: „Miesmacherei" ist ein Erfinden von 
erlogenen Berichten und Taten, für die der „Miesmacher" Glauben werben will. 
Er begegnet z.B. einem Freunde, macht fofort ein geheimnisvolles (Besicht und 
fragt lächelnd: „Woher des Weges?" und „was meinst du? wie fteht’s?" 
„Weißt du etwas Neues von der Sache?" Und fragt, wie wenn er jetzt an 
die Reihe käme: „Sind etwa neuere Nachrichten da? Das find doch schöne 
(Beschichten!" Und ohne feinen Partner antworten zu lassen, fährt er fort: 
„Was? du haft noch nichts gehört? Da kann ich dir ja das Allerneueste 
vorsetzen." Und da hat er einen Soldaten oder einen Sklaven des Flöten¬ 
spielers ctfteios oder den Unternehmer Lykon, der gerade aus der Schlacht 
gekommen fei; von dem habe er es gehört. Das find nun zwar Gewährs¬ 
männer, an die sich kein Mensch halten würde; aber er erzählt, sie hätten 
erzählt, Polyperchon und der König hätten eine Schlacht gewonnen, und 
(Uuellenfammlung 11,181: Neustadt u. Xüchttng, Krieg 3
	        
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