Full text: Das Mittelalter (Theil 2)

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Mann wieder zu trösten; da gab dieser zu, daß auch sein zweiter Sohn 
getauft würde. Auch dieser ward krank, doch starb er nicht. 
Dennoch konnte die Königin nicht von Chlodwig erlangen, daß auch 
er sich taufen ließ,- bis einmal ein Krieg mit den Alemannen ausbrach. 
Als ein heftiges Treffen geliefert wurde, begannen die Franken zu weichen, 
und es war vorauszusehen, daß ihr ganzes Heer vernichtet werden würde. 
Als Chlodwig das sah, erhob er weinend die Hände gen Himmel und 
sprach: „Jesus Christus, den Chlotilde den Sohn des lebendigen Gottes 
nennt, der du den Unglücklichen helfen willst, wenn sie auf dich vertrauen, 
ich flehe dich an um deine Hülfe. Wenn du mir den Sieg gewährst und 
wenn du mächtig bist, wie die Christen sagen, so will ich an dich glauben 
und mich taufen lassen. Denn ich habe meine Götter vergeblich angerufen 
und nun rufe ich dich an, daß du mich errettest von meinen Feinden!" 
Als er so gesprochen hatte, wandten sich die Alemannen zur Flucht. Ihr 
König war gefallen und die Vornehmsten der Alemannen kamen jetzt zu 
Chlodwig und sprachen: „Laßt jetzt des Mordens genug sein, wir wollen 
dir gehorchen!" Da gebot Chlodwig, dem Kampfe Einhalt zu thun, kehrte 
heim und erzählte der Königin, wie der Christengott ihm zum Siege ver¬ 
helfen habe. 
Die Königin ließ sofort den Bischof Remigius kommen, der den 
König im Christenthum unterrichten sollte. Als nun der Bischof dem 
Könige von Christi Leiden und Tod erzählte, ward dieser zornig und rief: 
„Wäre ich nur mit meinen Franken dabei gewesen, ich hätte alsbald seine 
Schmach gerächt!" Da forderte ihn Remigius auf, daß er nun mit seinem 
ganzen Volke sich zur Lehre Christi bekennen sollte. Aber der König ant¬ 
wortete: „Ich würde gern deine Lehre hören, heiliger Vater, aber mein 
Volk wird seine heimathlichen Götter nicht verlassen wollen. Jedoch will 
ich gehen und deinem Rathe gemäß mit ihm reden." Als der König zu 
dem Volke sprach, antworteten Viele: „Wir lassen ab von unsern vergäng¬ 
lichen Göttern und wollen dem unsterblichen Gotte folgen, den Remigius 
predigt." Alsbald war das Taufbad bereitet und die Kirche reich ge¬ 
schmückt. Chlodwig schritt zuerst in das Bad und der Bischof Remigius 
segnete ihn ein mit den Worten: „Beuge dein Haupt, wilder Sicamber, 
bete an, was du früher mit Brand verheertest, und verbrenne, was du 
früher anbetetest." Auch die Schwester Chlodwig's ward getauft und außer 
dieser noch viele Franken. So war Chlodwig der erste katholische König 
unter den deutschen Stämmen, denn die andern Könige waren alle Arianer. 
Später ging die Sage, daß zur Taufe Chlodwig's eine Taube vom Himmel 
eine Flasche mit heiligem Del gebracht habe, mit welchem dann alle fran¬ 
zösischen Könige gesalbt wurden, durch alle Jahrhunderte hindurch, bis zu 
Ende des bourbomschen Königsgeschlechts. 
Jenes Treffen ward geschlagen im Jahre 496 bei Tolpiaknm, das 
jetzt Zülpich heißt und ungefähr sechs Stunden von Bonn entfernt ist. 
Die Alemannen wurden durch diese Schlacht theils den Franken unter¬ 
worfen, theils baten sie den Ostgothenkönig Theodorich um Schutz, der sich
	        
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