Full text: Das Mittelalter (Theil 2)

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sein Roß; da eilt der Ritter Albrecht von Rindsmaul, Schweppermann's 
Schwager, auf ihn zu, diesem übergiebt er sein Schwert. 
Freundlich begrüßte ihn Ludwig, welcher durch diesen Sieg nun Allein- 
Herr geworden war: „Wir sehen Euch gern, Herr Vetter!" Friedrich aber 
schwieg mit gesenktem Blicke und tiefem Schmerz. Als sich darauf am 
dlbend die müden Helden zum Mahl setzten, gab's nach so viel Arbeit nur 
spärliche Kost; in der ganzen geplünderten Gegend waren nur noch einige 
Eier aufzutreiben gewesen. König Ludwig vertheilte sie: sie reichten je eins 
auf den Mann und eins blieb übrig. Das gab er dem alten Feldhaupt¬ 
mann und sprach: „Jedem ein Ei, dem frommen Schweppermann aber 
zwei!" Diese Worte ließ der alte Held auf seinen Grabstein schreiben. 
Der gefangene König Friedrich aber wurde auf das Schloß Trausnitz 
beiPfreimdt in der Oberpfalz abgeführt. Als das eiserne Thor 
des Schlosses knarrend sich öffnete und Friedrich hineinfuhr, sprach er: 
„Ja wohl, Tr ausnitz (trau es nicht!) — ich würde nicht hier sein, wenn 
ich meinen Kräften nicht allzusehr getrauet hätte!" 
4. 
Hiermit war aber der Krieg noch nicht zu Ende; Herzog Leopold 
führte ihn fort und brachte den König Ludwig sehr in's Gedränge. Dazu 
kam, daß der Papst Johann XXII., gegen den Ludwig nicht gehorsam 
genug gewesen war, Freund und Feind gegen ihn aufhetzte, ja zuletzt den 
König mit dem Bann und das deutsche Land mit dem Interdikt belegte. 
Da fand indeß Ludwig und das deutsche Volk einen unerwarteten Beistand 
in den M i n o r i ten (Franziskanermönchen). Diese vertheidigten hartnäckig 
das Gelübde unbedingter Armuth, demzufolge sie nicht das geringste irdische 
Gut besitzen durften. Weil nun der Papst diese Satzung verwarf, traten 
sie kühn gegen ihn auf und bestritten sein Ansehen. Eifrig öffneten sie 
dem lang verblendeten Volke die Augen, sowohl durch Predigten, als in 
den Beichtstühlen, über alle Anmaßungen des römischen Stuhles, über alle 
Mißbräuche und Laster am römischen Hofe. So zerrissen sie den Schleier 
des Wahns, hinter welchem sich das Volk den Papst nicht blos wie Gottes 
Stellvertreter, sondern fast wie den allmächtigen Gott selber in unbe¬ 
greiflicher Heiligkeit und Majestät gedacht hatte. Da verlor die früher so 
furchtbare Waffe des Interdikts ihre Schrecken, und wollten die Geistlichen, 
dem Gebote des Papstes folgend, etwa keinen Gottesdienst mehr halten, 
so zwang sie nun das Volk dazu. Aber das brachte den Papst nur noch 
mehr gegen Ludwig auf. 
In dieser Noth trat der Karthäuser-Prior Gottfried von Mauerbach, 
Friedrich's Beichtvater, zu Ludwig und redete mit sanften Worten an sein 
Herz. Fromm horchte ihm Ludwig zu; er gedachte der alten Jugend¬ 
freundschaft und voll Vertrauen auf Friedrich's edles Herz sah er in der 
Versöhnung den Stern des Heils. So ritt er in aller Eile von Mün¬ 
chen zur Veste Trausnitz und bot dort Friedrich dem Schönen ohne Löse¬ 
geld die Freiheit an. Freiheit! — Dies Wort tönte dem Gefangenen wie
	        
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