unter Alarichs Fahnen, so daß dessen Heeresmacht bis auf 150,000 Mann
anwuchs.
3.
. Als Honorius in Ravenna von den Vorgängen in Rom Nachricht
erhielt, wagte er es wenigstens, dagegen zu Protestiren. Mehrere von den
Bedingungen, die man dem Gothenkönige zugestanden hatte, verwarf er
wieder. An seinem Hofe befand sich Alles in der größten Unordnung
und Unentschlossenheit. Heute herrschte dieser, morgen jener Günstling
und was man heute beschloß, ward morgen widerrufen. Wenn man nicht
mehr aus und ein wußte, schwur man den Gothen in Verzweiflung ewige
Rache! Als ob die Worte Thaten wären! Die Römer, denen nichts
Gutes ahnte und die sich vor einem zweiten Besuche Alarichs fürchteten
thaten wiederholt die dringendsten Vorstellungen bei dem Kaiser und baten
flehentlich, er möchte sich doch mit dem furchtbaren Feinde ausgleichen.
Aber Honorius, von blinden Rathgebern irre geführt, war nicht zu be¬
rgen. Er sandte den Römern 6000 Dalmatier zu Hülfe, die aber
unterwegs von Alarich so übel empfangen wurden, daß kaum 100 mit
dein Leben davon kamen.
Zu verwundern ist, daß Alarich im Gefühl seiner Ueberleqenheit sich
mcht verleiten ließ, härtere Forderungen an den Hof zu Ravenna zu
stellen. Er that es nicht. Immer noch nannte er sich einen Freund des
Frredens und der Römer.
Es lag ihm wirklich daran, mit Honorius in Güte sich zu vergleichen
Er verlangte außer einem bestimmten Jahrgelde und einer Lieferung von
Proviant, daß ihm Venetien, Norikum und Dalmatien eingeräumt werden
sollten. Aber die letztere Bedingung wollte Honorius durchaus nicht ein*
gehen. Und obschon Alarich zuletzt seine Forderungen blos auf Nori¬
kum ) und auf eine jährliche Lieferung von Lebensrnitteln einschränkte und
dagegen versprach, dem Kaiser gegen alle Reichsfeinde beizustehen, so wurde
gleichwohl auch diese billige Bedingung verworfen.
Alarich zog nun zum zweiten Male (409) mit seinem Heere nach
Rom und zwar furchtbarer als das erste Mal (408). In Kurzem brachte
er die Jelagerten so wett, daß sie ihm nicht nur die Thore öffnen, son¬
dern auch dem Honorius den Gehorsam aufkündigen und ihren bisherigen
Statthalter Attalus zum Kaiser erklären mußten.
Nun schien das Schicksal der Römer wirklich sich m Bessern. Atta,
' ber bte &e6e des Volkes besaß, besetzte sogleich die wichtigsten Staats¬
güter mit andern Personen; dem Alarich aber mußte er das Ober¬
kommando über die ganze kaiserliche Kriegsmacht übertragen. Rom war
entzückt über die glücklichen Regierungsanstalten des neuen Kaisers, der
dem Lolke zu schmeicheln wußte, denn gleich nach seinem Regierungsantritt
e Attalus im Senate, daß er den ganzen Erdkreis den Römern
) Das Land vom Kalenberge in Unterösterreich bis zum Jnnftrom
!rube. Kesckichtsbilder. II.