Object: Vom Beginne christlicher Kultur bis zum Westfälischen Frieden (Teil 2)

IV. Deutschland am Ende des staufischen Zeitalters. 
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Länder erhalten hatte. Dazu fügte Konrad d. Gr r. (1124—56) 
das Milzenerland und andre Landschaften. Die Gefahr der Zer¬ 
splitterung, welche durch die von ihm verfügte Erbteilung her¬ 
aufbeschworen wurde, ist später durch Aussterben der jüngeren 
Linien im ganzen abgewandt worden. Otto der Reiche (1156 
bis 1190) begann den Silberbergbau im Erzgebirge (Freiberg) 
und legte den Grund zu der Blüte Leipzigs. Heinrich der 
Erlauchte, der Sohn der Thüringerin Jutta, erbte 1264 die 
thüringischen Lande (§ 74b a). So wurde das sorbische Kolonial¬ 
land mit altdeutschem Mutterlande verschmolzen. Im Flachlande 
wurde das slawische (wendische) Element vom deutschen aufge¬ 
sogen, während im Gebirge eine rein deutsche Bevölkerung 
entstand. Blühende Städte (Leipzig, Altenburg, Chemnitz, Frei¬ 
berg, Dresden, Pirna, Bautzen, Görlitz) erhoben sich in diesem 
reichen und gesegneten Lande. 
In dem polnischen Schlesien förderte das Fürstenhaus der 
Piasten die Germanisierung ebenso eifrig wie die Prschemysliden 
in Böhmen und Mähren. Die alten Slawen- und Avarenländer 
in den Ostalpen und im Donautal wurden durchaus deutsch. 
Selbst nach Ungarn und Siebenbürgen dehnten sich deutsche 
Ansiedlungen aus (die „Sachsen“, der Deutschorden im Burzen¬ 
lande). 
Während Altdeutschland in zahllose kleine Herrschaften 
zersplitterte, bildeten sich im Koloniallande geschlossene große 
Territorien; darum ist auch von hier die Neuschöpfung des 
Reiches ausgegangen. 
b) Städte und Bauern. 
a) Die Städte. Während im Reich und in den Territorien 
der Staatsbegriff schwand, blieb er weit kräftiger in den Städten, 
weil hier die allgemeine Wehrpflicht und der öffentliche Charakter 
des Rechts sich erhielt und die allgemeine Steuerpflicht sich 
entwickelte. Die deutschen Städte sind sehr spät entstanden; im 
10. Jh. war Deutschland noch fast städtelos. Das Bedürfnis 
nach Schutz vor Feinden und vor allem Handel und Gewerbe 
waren die Antriebe zu ihrer Gründung, die Stätten der alten 
Römerstädte, die Königspfalzen und Bischofssitze der Vorzugs-
	        
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