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des Mittelländischen Meeres gebracht, um dann weiter nach Europa geführt 
zu werden. Nachdem die Türken Konstantinopel (1453) erobert hatten, hörte 
der Handel zwischen Abend- und Morgenland fast ganz auf, weil die Handels¬ 
wege zu unsicher wurden und der Kaufmann hohe Zölle bezahlen mußte. Man 
suchte darum einen Seeweg nach Indien. Mit Hilfe des Kompasses, der 
um das Jahr 1300 erfunden war, konnten sich die Schiffer nun auch weiter in 
das offene Meer wagen. Die Portugiesen wollten Afrika umsegeln, um so 
Indien zu erreichen. Bartholomäus Diaz kam 1486 bis zur Südspitze 
Afrikas, dem Kap der guten Hoffnung. 
2. Christoph Kolumbus. Der Seefahrer Christoph Kolumbus beschäftigte 
sich auch mit dem Gedanken, einen Seeweg nach Indien zu entdecken. Er sagte: 
„Da die Erde eine Kugel ist und Indien östlich liegt, so muß man auch dorthin 
gelangen können, wenn man immer westlich segelt." Er bat zuerst in seiner 
Vaterstadt Genua, dann in Venedig und in Portugal um Schiffe und Unter¬ 
stützung, wurde aber überall zurückgewiesen. Endlich gab ihm die Königin Jsabella 
von Spanien drei kleine Schiffe. 
1492 3. 6rlle Keile. Im August 1492 fuhr Kolumbus fort und zwar zunächst 
nach den Kanarischen Inseln. Dann steuerte man ins unbekannte Meer hinaus, 
wo bei dem günstigen Winde die Schiffe schnell dahinglitten. Allein die unver¬ 
änderliche Richtung des Windes beängstigte die Schiffslente. Sie fürchteten, 
nicht wieder zurückkehren zu können. Kolumbus beruhigte sie, ließ sie jedoch 
über die Größe des zurückgelegten Weges im ungewissen. Endlich Zeigten sich 
große Scharen von Vögeln, die in südwestlicher Richtung vorüberzogen. Diese 
Richtung schlug auch Kolumbus ein. Bald mehrten sich die Anzeichen, daß Land 
in der Nähe war. Man fand einen Banmast mit Beeren und einen künstlich 
geschnitzten Stab. Alle waren in gespanntester Erwartung. Es war am 70. Tage 
nach der Abfahrt. Kolumbus gab Befehl, strenge Wache zu halten, da er 
Klippen befürchtete. Um IO Uhr abends erblickte er Licht, aber es verschwand 
wieder. Da — um 2 Uhr nachts — feuerte ein voraufsegelndes Schiff einen 
Kanonenschuß ab, und „Land, Land!" erscholl es jetzt vom Mastkorbe herab. 
Unter Tränen stürzten sich die Matrosen in die Arme und sangen aus voller 
Seele: „Herr Gott, dich loben wir." Es war die Insel Guanahani, die 
Kolumbus entdeckt hatte. Die Bewohner gingen nackt und hatten eine kupferrote 
Hautfarbe. Sie hielten die Weißen, als sie deren Kanonen hörten, für Götter, 
die Blitz und Donner in ihrer Hand hätten. Nachdem nun Kolumbus noch Kuba 
und Haiti entdeckt hatte, kehrte er zurück nach Spanien, wo er mit Jubel und 
ausgezeichneten Ehren empfangen wurde. Er war der Meinung, daß die auf¬ 
gefundenen Länder zu Indien gehörten. 
4. fernere Keilen, t3od. Kolumbus unternahm noch drei Reisen nach 
dem nenentdeckten Lande. Er wurde aber am spanischen Hofe von Neidern ver¬ 
leumdet und vielfach einer schlechten Verwaltung der entdeckten Gebiete verdächtigt 
und einmal sogar in Ketten von Haiti nach Spanien gebracht. All die glänzenden 
Versprechungen, die man ihm früher gemacht hatte — er sollte Unterkönig der zu 
entdeckenden Länder werden und den zehnten Teil des von ihnen zu erhoffenden Ein¬ 
kommens haben — blieben unerfüllt. So starb der große Entdecker, mit Undank 
1498 belohnt. — Der Seeweg nach Ostindien wurde erst 1498 von Vasko de Gama entdeckt.
	        
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