Full text: Griechische und römische Geschichte, Deutsche Geschichte bis zum Ende des Mittelalters (Teil 1)

Maximilian I. 1493—1519. 137 
Stätte; hingegen gaben zahlreiche gotische Kirchen (auf dem Oybin, in Baukunst. 
Zwickau, Leipzig, Zittau), stattliche Rathäuser und vor allem der Pracht- 
bau der Albrechtsburg in Meißen Zeugnis von der hochentwickelten 
Baukunst. Die größten Orte Sachsens waren in der Zeit Freiberg 
(5000 Einwohner), Dresden und Leipzig (4—5000), Chemnitz und 
Großenhain (2—3000). 
Maximilian I. 1493—1519. 
§ 102. Maximilian und die Reichsreform. Maximilian I. ist öS"tl 
einer der begabtesten und vielseitigsten deutschen Könige gewesen. Er war 
ein Meister in allen ritterlichen Fertigkeiten, „der letzte Ritter", wie man 
ihn genannt hat, und warf noch als König einst auf einem Reichstag 
zu Worms einen französischen Ritter, der die deutsche Ritterschaft heraus- 
forderte, im Turniere in den Sand. Auf den verschiedensten Gebieten 
des Kriegswesens war er ein Kenner, brachte Verbesserungen im Geschütz- 
wesen an und machte sich um die Ausbildung der Landsknechte so verdient, 
daß er der „Vater der Landsknechte" genannt wurde. Dazu hatte er starke 
künstlerische und wissenschaftliche Neigungen: er war ein Gönner der Ge- 
lehrten, welche sich damals mit Begeisterung in das Studium der alten 
Schriftsteller versenkten, der Humanisten, und ein Förderer der Kunst; 
dem größten deutschen Maler, Albrecht Dürer, erteilte er Aufträge, 
und zur Herstellung seines prächtigen Grabdenkmals in Innsbruck zog 
er neben anderen Künstlern den größten deutschen Erzgießer, Peter 
Bischer, heran. Aber trotz seiner hohen Gaben, die sich mit großer 
Liebenswürdigkeit und Leutseligkeit verbanden, ist er dem deutschen Volke 
nicht das geworden, was man von ihm hoffte. Ihm wohnte ein aben- 
teuerlicher, unsteter Sinn inne, er wechselte oft in seiner Politik; auch 
schwebte ihm immer mehr das Interesse seines Hauses als das Wohl des 
deutschen Vaterlandes vor Augen. 
So ging denn Maximilian auch auf die Gedanken einer Reichsreform, Reichsreform, 
wie sie damals besonders durch den Kurfürsten Friedrich den Weisen 
von Sachsen und den Erzbischos Berthold von Mainz vertreten wurden, 
nur widerwillig ein, weil er von ihrer Durchführung eine Schmälerung 
der königlichen Gewalt durch die Reichsstände befürchtete. Doch wurde 
auf mehreren Reichstagen wenigstens etwas erreicht. Es wurde ein ewiger 
Landfriede verkündet; es wurde ein Reichskammergericht geschaffen, 
ein oberstes Reichsgericht, das man bisher besonders schmerzlich entbehrt 
hatte, und das Reich wurde zur besseren Durchführung des Landfriedens 
in zehn Kreise geteilt. Auch eine Reichssteuer beschloß man, den „ge-
	        
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