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wurde erst nach Weißenfels und von da weiter, von der trostlosen
Gattm begleitet, nach Stockholm in die Gruft seiner Väter gebracht
Seme goldene Kette und das blutige Koller, welches ihm von den Kroaten
ausgezogen worden war, schickte Wallenstein dem Kaiser nach Wien und
beim Anblicke der Ueberreste soll dieser mit Thränen im Auge geäußert
^n: „Gern hätte ich dir, großer Held, längeres Leben und fröhliche
Jtucktehr ttt dem Vaterland gegönnt, wenn nur Friede in Deutschland ge¬
worden wäre!" Was des Königs letzter Plan war, - ob nur frommer
fcr pr >eme bedrängten Glaubensgenossen, oder vielmehr eitle Erobe¬
rungssucht ihn herüber geführt hatte, — dieses Geheimniß ging mit ihm
unter. Wie ein glänzendes Meteor war er am deutschen Himmel erschie¬
nen und verschwunden.
Obgleich Wallenstein nicht der Besiegte sein wollte, so leistete er doch
auf Sachsen Verzicht und trat den Rückzug nach Böhmen an. Zu Prag
hielt er strenges Gericht. Eilf hohe Offiziere wurden nach dem Ausspruche
des Kriegsgerichtes als Ausreißer vor dem Rathhause öffentlich enthauptet,
neben andere zum Galgen geführt; die Namen von fünfzig Offizieren^
die sich nicht muthig genug gezeigt hatten, an den Galgen geschlagen und
die Fahne des Regiments, welches zuerst die Flucht ergriffen hatte, vom
Nachrichter öffentlich verbrannt.
13. Wallenstein's Ermordung am 15. Februar 1634.
Nach dem Tode Gustav's, welchem dreizehn Tage später auch der un¬
glückliche Pfalzgraf Friedrich iu's Grab folgte, übernahm der schwedische
Kanzler Oxenstierna, ein Mann von vieler Einsicht und wohl vertraut mit
den Plänen seines Königs, die Leitung der schwedischen Angelegenheiten in
Deutschland und handelte, da die Thronerbin Christina erst sieben Jahre
alt war, unter Genehmigung der Reichsstände mit uneingeschränkter Voll¬
macht. Dem Herzog Bernhard von Weimar übertrug er den Oberbefehl des
Heeres und suchte zu Heilbronn eine nähere Vereinigung der Protestanten
Zu Stande zu bringen. Allein es fehlte Gustav's Geist, der allein dem
Ganzen Kraft und Einheit hätte geben können. Kleinliche Eifersucht hemmte
von nun an alle größeren Unternehmungen. Der Kurfürst von Sachsen
hielt es seiner unwürdig, von einem fremden Kanzler Befehle anzunehmen.
Die schwedischen Feldherren Banner, Torstenson, Horn und Thurn woll-
ten nicht unter dem Oberbefehle des Herzogs von Weimar stehen. Jeder
handelte mit feinem Heere für sich, ohne den Andern zu unterstützen oder
Befehle von ihm anzunehmen. Bei diesem Zwiespalt wäre es für Wallen-
stein vielleicht ein Leichtes gewesen, sie einzeln anzugreifen und zu vernichten;
allein er verhielt sich eine geraume Zeit hindurch ganz ruhig in Böhmen
und schien sich sogar über die Fortschritte der Schweden zu freuen. Denn
es kränkte ihn tief, daß feine Feinde, die jeden feiner Schritte mit mi߬
trauischen Augen ausspäheten und in denselben verräterische Absichten zu
entdecken glaubten, ihn unaufhörlich als einen höchst verdächtigen Mann