Full text: Die neue Zeit (Theil 3)

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feiner Einsicht wegen zu Theil ward und eben so allgemein die Stimme, 
mit welcher man ihn zum Oberbefehlshaber der ganzen Macht erwählte, 
welche den Kamps gegen die Franzosen fortsetzen sollte. Allein die Unter¬ 
stützung aus England war dabei so gering, daß man gegen die Ueber» 
macht nichts ausrichten konnte, und erst mit dem Jahre 1757 erschienen 
Verstärkungstruppen mit neuen Heerführern aus Europa. Unwiderstehlich 
drängten die Engländer die Franzosen zurück, aus einer Festung nach der 
andern mußten sie weichen und ein Jahr darauf war das ganze große 
Kanada, noch jetzt die englische Hoheit anerkennend, in der Gewalt der 
Eriten. So wichtige Dienste aber auch bei allen diesen Unternehmungen 
Washington an der Spitze feiner wackern Virginier durch feine Kennt¬ 
niß des Landes, feine Einsicht und Tapferkeit leistete, so mußte er doch, 
als ein geborner Amerikaner, von den stolzen Engländern sich mannich- 
fach gekränkt, viele feiner weisesten Rathschläge auf eine beleidigende 
Weife zurückgewiesen sehen. Dies bewog ihn endlich im Jahre 1762, 
als der Friede zwischen den kriegführenden Mächten abgeschlossen wurde, 
feine Stelle als Oberster des öirginifchen Regiments niederzulegen, und 
nie haben Offiziere und Soldaten den Verlust ihres Befehlshabers herz¬ 
licher bedauert, als es hier der Fall war. 
3. 
Washington begab sich nun nach seinen väterlichen Besitzungen, trat bald 
darauf in den Stand der Ehe und führte so mehrere Jahre hindurch das ein¬ 
fachste, glücklichste Leben. Der Anbau feiner weitläufigen Ländereien und das 
Studium der Wissenschaften waren feine Lieblingsbeschäftigungen und im 
traulichen Kreise seiner Familie genoß er feine schönsten Erholungsstunden. 
Während dieser Zeit aber hatten sich in seinem Vaterlande durch 
Verhältnisse mannigfacher Art große Ereignisse vorbereitet. Unter den 
Rechten, welche England über seine Kolonien im nördlichen Amerika in 
Anspruch nahm, war eins der vornehmsten, die Kolonisten mit Abgaben 
und Steuern zu belasten. Und obschon diese weit geringer und weniger 
drückend, als in dem Mutterlande waren, so fand es doch der Freiheitsfinn 
der Amerikaner bald unerträglich, zu den Lasten des fernen Englands bei¬ 
tragen zu müssen, ohne doch die Vorrechte desselben zu genießen. Die 
Stempelakte, eine Verfügung der englischen Regierung, durch welche den 
Amerikanern der Gebrauch des theuren englischen Stempelpapiers bei 
gewissen Handlungen geboten wurde, nahm man zwar im Jahre 1769 
zurück, dafür aber führte man eine neue Abgabe für einige nach Amerika 
gehende Waaren, wie Glaswaaren, Papier, Malerfarben und Thee, ein. 
Allgemein war die Unzufriedenheit in allen Provinzen, als sich die Nach¬ 
richt von dieser willkürlichen Verfügung der englischen Regierung verbrei¬ 
tete, überall besprach man sich in zahlreichen Zusammenkünften über die 
Maßregeln, welche man dagegen ergreifen wollte. Man beschloß, von allen 
diesen Waaren keine in’s Land kommen zu lassen, sondern die ankommen¬ 
den sogleich zurückzuweisen. Darüber tarn es zu Thätlichkeiten zwischen
	        
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