— 77 —
das Hintere 9iad, biegt sich in den Wagen hinein und versetzt
dem Könige, der eben seinem Nachbar etwas in's Ohr sagt,
Mit einem langen scharfen Messer zwei Stiche schnell nach ein¬
ander in die Brust. „Ich bin verwundet!" rüst Heinrich zusam¬
menfahrend beim ersten Stiche; beim zweiten stürzen schon
Stralen von Blut aus dem Munde. Weinend ruft ihm einer
seiner Begleiter zu: „Sire, denken Sie an Gott!" Da faltet
der König die Hände, richtet sein brechendes Auge gen Him¬
mel und stirbt mit einem tiefen Seufzer.
Bei der ersten großen Bestürzung, die sich Aller bemächtigte,
hätte der Mörder wohl entfliehen können; allein er blieb, das
blutige Messer in der Hand, ruhig neben dem Wagen stehen,
als habe er eine schöne That vollführt. Man nahm ihn fest,
während der Wagen mit der theuern Leiche langsam nach dem
Schlosse zurückfuhr. Bei dem Verhör ergab sich, daß der Mörder
Franz Ravaillac hieß, früher Barfüßermönch gewesen, aber
wegen seines schlechten Lebens und wegen wiederholter Anfälle
von Verrücktheit ausgestoßen war. Als Grund seiner That gab
dr an, weil er den König für einen Tyrannen uud Feiud der
katholischen Religion halte. Man spannte den Mörder auf die
Folter, damit er seine Mitschuldigen entdecke; allein er behaup¬
tete standhaft, sehte zu haben, und zeigte bei den grausamsten
Martern die größte Gefühllosigkeit. Dann wurde das Todes¬
urtheil an ihm vollzogen. Ueber eine volle Stunde währten die
Dualen, die der Unglückliche mit beispielloser Geduld, ohne einen
^aut von sich zu geben, ertrug. Zuerst halteten ihm die Henker
die Hand ab, in der er das Messer gehalten hatte, und begossen
den Stnmps mit geschmolzenem Blei und mit Schwefel. Dann
dickte man ihn mit glühenden Zangen und goß wieder tu die
°ffl'nett Wuudeu geschmolzenes Blei und Schwefel. Um die Qua-
^n zu vermehren, wurde mit jedem Risse eine Pause gemacht.
Endlich wurde er von vier Pferden auseinander gerissen.
Gauz Frankreich fühlte den Stoß, der seinen vielgeliebten
Monarchen dahingestreckt hatte, innig mit. Ein Schrei des