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Haus war voll Soldaten, Pferde und dergleichen. Etliche wollten auch stracks auf
den Vater los, aber der Soldat nahm sich unser an, sagte, wir feien feine Ge¬
fangenen und ließ uns nicht antasten. Darauf ging die Mutter in die Stube und
sah ihre Schaube, die nahm sie, und weil der Soldat sagte, wir sollten Brot mit
ins Lager nehmen, es fei draußen wenig zu bekommen, nahm sie auch zwei Brote
mit in einem Korbe.
Also gingen wir um zehn Uhr ungefähr aus dem Haufe hinaus. Wir Kinder
nahmen einander, Paar um Paar, bei den Händen und gingen auf des Vaters ernste
Bedrohung geschwind vor den Eltern her und dem Soldaten nach.
Unsere Anna, so die kleine Schwester Anna Magdalena wartete, trug sie auf
dem Arme in ihrem Bettchen hinter uns her und gab neben unserer gewesenen Magd
ein wenig acht auf uns Kinder, daß wir uns nicht etwa verspäteten oder von
einander kämen. Endlich folgten Vater und Mutter. Damit der Vater desto besser
fortkäme, gab der Soldat ihm feine Muskete, die er tragen mußte. Er sah in Wahr¬
heit einem Soldaten nicht gar unähnlich; denn unter dem Angesichte war er ganz
schwarz von dem Schießen geworden, und wie er den Ofen, die Fenster und Thüren
eingeschlagen, hatte er sich so garstig zugerichtet, hatte keinen Kragen um und ein
braun ledern Wams und graue tuchene Hofen an und alte Stiefel. So ging er
neben der Mutter und hat mich oftmals, wenn es an ein Gedränge kam, in den
Gaffen durchgerissen wie ein Soldat und zur Mutter gesagt: „Frau, gehet fort!"
wie man sonst zu jemand Fremdem sagen möcfite. Als wir nun durch ein paar Gaffen
gegangen waren, sahen wir verschiedene Tote an einander liegen, mußten oft in
großem Gedränge über die toten Körper hinwegfchreiten. Unter andern sahen wir
auch einen Bauer oben aus dem Giebel herunterwerfen, welcher mit heißem Wasser
verbrannt war und gewaltig rauchte. Ferner lag eine Magd auf der Gaffe, welche
Fleisch in einem Handkorbe getragen und also erschossen war, und ein Hund stand
dabei, welcher das Fleisch fraß.
Der Soldat aber ging in ein Haus und wir ihm nach. Daselbst sagte er, er
müsje uns Kindern etwas zu essen und zu trinken holen, denn es sei sehr weit in
das'Lager, wir könnten sonst nicht ausdauem; stieg in die Esse und langte Würste
und Speckseiten herab, ergriff einen bunten türkischen Teppich, band die Speckseiten
und Würste darein und trug sie also hinaus. Unterdessen aßen wir Kinder von dem
Brote, so wir mitgenommen. Es waren aber etliche zwanzig kleine Kinder in dem
Hause, die liefen zu unserer Mutter, wollten auch Brot haben, und die Mutter teilte
ihnen fast das halbe Brot aus. Der Soldat aber lief in den Keller und brachte in
einem Eimer Bier herauf; da tranken wir und wurden erquickt; darnach gingen wir
ein wenig weiter hinaus.
Unterwegs begegnete ein Soldat der Mutter und riß ihr die Schaube von dem
Leibe; ein anderer wollte die Kinderfrau, so die kleine Schwester Anna Magdalena
trug, anpacken, aber unser Soldat nahm sich ihrer an; da ließ er sie wieder gehen.
Wir sahen sehr viele Tote auf den Gaffen, welches ein schrecklicher Anblick war. End-
lich half uns der liebe Gott durch die Pforte, da die Kroaten hereingeritten kamen
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