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100, Vor Wallensteins Ermordung. 1634.
Als Wallenstein mit den Sachsen und Schweden über den Abschluß eines Frie¬
dens unterhandelte, sollte der sächsische General Arnim im Aufträge seines Kur¬
fürsten zu Wallenstein gehen. Seine Ankunft verzögerte sich, und der Herzog Franz
Albrecht von Sachsen-Lauenburg, der sich gerade bei Wallenstein aufhielt, schrieb
daher an Arnim:
„Wohledler, infonders hochgeehrter Herr Generalleutnant! Mit was großem
Verlangen der Herzog feiner dahier wartet, habe ich etlichemal geschrieben, hoffe,
I. E. werden es bekommen haben. Weil ich nun in so langer Zeit nichts
wieder von demselben höre, hat der Herzog begehrt, I. E. zu schreiben und zu er¬
innern, daß Sie doch nicht länger ausbleiben wollten, denn die höchste Not es er¬
fordert. Der Aldringer ist citiert worden, ist auf halben Weg gekommen, hat aber
nicht hergewollt. Man hat den Gallas zu ihm geschickt, der kommt noch nicht wieder,
also daß man zweifelt, ob er treu sein möchte. Der Diodati ist ohne Befehl von
hier aus seinen Quartieren nach Österreich marschieret, also daß es sich ansehen läßt,
als wenn sie nicht alle mit dem Herzoge halten wollten. Auch trauet man dem
Piccolomini nicht recht. Die andern aber wollen beim Herzoge leben und sterben.
Und ist der Herzog willens, sein Volk bei Prag zum Teil zn sammeln, denn er be¬
sorgt, sie möchten ihm einen Teil seiner Regimenter abspenstig machen. Sie können
aber nichts thun, denn die meisten und besten halten es mit dem Herzog; deswegen
verlangt ihn von Herzen, I. E. zu sprechen. Auch hat er mich gebeten, Sie wollten
doch etliche tausend Pferde an den böhmischen Grenzen in Meißen sammeln lassen,
im Fall es vonnöten, daß sie ihm zu Hilfe kommen könnten. Es muß jetzt biegen
oder brechen, denn ich merke wohl, er will denen auf den Hals gehen, so mit Al¬
dringer halten wollen. Er verläßt sich jetzt aus uns, und die nicht mit dem Herzog
halten, fürchten dieses wie den Teufel. Damit er auch des Herzogs Bernhard ver¬
sichert ist, hat er art mich begehrt, ich sollte eine Reise zn ihm thun, damit er nur
Sicherheit hätte, daß er vor ihm sicher wäre, wenn er etwas mit den andern zu
thun hätte. Ich sollte ihm zn verstehen geben, daß die Pfaffen und die Spanier
und dergleichen Männer nicht zugeben wollten, daß er einen Frieden machen sollte
mit Ehren der deutschen Kurfürsten und Fürsten. Diejenigen, so den Herzog jetzt
verlassen, sind von den spanischen Räten bestochen worden. Hat aber nichts zu be¬
deuten, er verläßt sich auf I. E. Ich habe ihm versprochen, daß Sie und ich bei
ihm leben und sterben wollen; ist sehr zufrieden. Es gehe, wie es wolle, es ist ein
gemachtes Essen für uns. Aber bei Gott, wir müssen den Herzog nicht verlassen.
Es sind noch die meisten Offiziere hier; die sind alle treu. Ich schließe in höchster
Eile, werde heute noch weg.
Pilsen, den 8./18. Februar. I. E. treuer Diener und Knecht
In höchster Eile. Franz Albrecht, H. z. S."