— 199 —
Bruder (General Waldemar Wrangel) kommandiert diese 12 000 Mann. Wo keine
sonderbare Strafe Gottes über uns kommt, soll keiner davonkommen. Wir haben
dem Feind schon über 600 totgemacht und über 600 gefangen. Heute hat Henning
wohl 150 Reiter geschlagen, und jetzt gehet Lüdicke mit 1500 Mann dem Feinde in
den Rücken. Morgen früh werden sie ihnen den Morgenfegen singen. Wir haben
noch keine 60 Mann verloren, und unsere Leute fechten wie Löwen. In zwei Tagen
haben wir unsere Infanterie und morgen den Fürsten von Anhalt mit 4000 Mann.
Dann gehen wir gerade in Pommern, und wenn die Bataille vorbei, gehe ich nach
Schwalbach, habe schon Urlaub. Adieu, mein Engel; dein treuer Mann und Diener
sterbe ich. Friedrich, Landgraf zu Hessen."
Nach der Schlacht schrieb derselbe Prinz am 19. Juni ans dem Lager von
Fehrbellin an seine Gemahlin:
„Ich sage nun Ew. Siebbett hiermit, daß ich gestern Morgen mit einigen tau¬
send Mann in bie Avantgarde kommandiert gewesen, auf den Feind acht zu
haben; da ich denn des Morgens gegen fechs Uhr des Feindes ganzer Armee an¬
sichtig wurde, der ich dann so nahe ging, daß er sich mußte in ein Scharmützel ein¬
lassen, dadurch ich ihn so lange aufhielt, bis mir I. Dttrchl. ber Kursürst mit der
ganzen Kavallerie zu Hilfe kam. Sobald ich des Kurfürsten Ankunft versichert war,
war mir bang, ich möchte wieder andere Order bekommen, und sing ein hartes
Treffen mit meinen Vortruppen an, da mir denn Derffling sofort mit einigen Regi¬
mentern beistand. Da ging es recht lustig zu, vier oder fünf Stunden, bis endlich
nach langem Gefechte die Feinde weichen mußten, und verfolgten wir sie von Linum
bis nach Fehrbellin. Und ist wohl nicht viel mehr gehört worden, daß eine ganze
Armee, mit einer starken Infanterie und mit Kanonen so wohl versehen, von bloßer
Kavallerie und Dragonern ist geschlagen worden. Es hielt anfänglich fehr hart,
bis dann meine Vortruppen zum zweitenmale brav gehetzt wurden, und bis wir bettn
endlich so heftig drauf gingen, daß uns der Feind das Schlachtfeld übel oder wohl
hat lassen müssen und sich in den Paß Fehrbellin retirieren mußte mit Verlust von
mehr als 2000 Toten ohne die Blessierten. Ich habe ohne die 2000 im Vortrupp
Kommandierten mehr als sechs oder acht Schwadronen angeführt. Zuweilen mußte
ich laufen, zuweilen machte ich laufen, bin aber dieses mal, Gott sei Lob, nnblessiert
davon gekommen. Auf schwedischer Seite sind viel hohe Offiziere geblieben und sehr
viele hart blessiert; auf unserer Seite wurde mir der ehrliche Oberst Mörner an
der Seite knall und fall tot geschossen, der ehrliche Froben tot mit einem Stücke
keinen Schritt vom Kurfürsten, Strauß mit süns Schüssen blessiert, Major von
Schlaberndorf blieb diesen Morgen vor Fehrbellin. Es ging sehr hart zu; ich bin
etlichemal ganz umringt gewesen, Gott hat mir aber doch allemal wieder draus ge¬
holfen, und einmal wären all unsere Stücke und ber Felbmarschall selbst verloren
gewesen, wenn ich nicht persönlich eingegriffen hätte, wobei bettn ber rebliche Mörner
blieb. Hätten wir unsere Infanterie bei uns gehabt, fo sollte kein Mann von ber
ganzen Armee bavongekommen sein; es ist jetzt ein solcher panischer Schrecken unter
ber schwebischen Armee, baß sie nur brav taufen können. Nachbetn alles nun vorbei