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Platz bei dem Fürsten, sowie unter den Fürsten um das zahl¬
reichste und tüchtigste Gefolge. Das ist Würde, das ist Macht,
immer von einer großen Schaar auserlesener Jünglinge um¬
geben zn sein; das ist Zierde im Frieden, Schutz im Krieg.
Und nicht blos bei Landsleuten, auch bei benachbarten Völker-
schasten erwirbt Namen und Ruhm, wer durch zahlreiches,
tapferes Geleite hervorglänzt. Söhne berühmter Geschlechter
und ausgezeichneter Väter dienen schon im früh eit Alter im
Gesolge der Fürsten, um den Kriegsdienst zu lernen und ihre
Treue und Tapferkeit zu zeigen. Kommt es zur Schlacht,
so ist es schmachvoll für den Fürsten, an Tapferkeit nachzu¬
stehen, schmachvoll für das Gesolge, der Tapferkeit des Fürsten
nicht gleichzukommen. Ehrlos und geschändet auf Lebenszeit
ist, wer, den Anführer überlebend, aus der Schlacht zurückkehrt.
Ihn zu vertheidigen und zu schützen und auch eigene Helden¬
thaten seinem Ruhme zu opseru, ist erste, , heiligste Pflicht.
Die Fürsten kämpfen mit den Sieg, das Gefolge für den
Fürsten. Wenn in der Gemeinde, in welcher sie geboren sind,
langer Friede und Ruhe die Thatkraft lähmt, so ziehen Sebaa-
ren des jungen Adels aus freien Stücken zu den Stämmen,
bei welchen es gerade Krieg giebt. Denn unerträglich ist dem
Volke die Ruhe, und leichter werden sie inmitten der Gefahr
berühmt; auch Halten sie nur durch Gewalt und Krieg ein
großes Gefolge beisammen. Berechtigt nämlich sind sie, von
ihres Fürsten Freigebigkeit jenes Roß zu erwarten, das sie in
die Schlachten trägt, jene Framea, die den blutigen Sieg er¬
kämpfen soll; auch die Mahlzeit mit ihren, wenn auch nicht
ausgewählten, doch reichlichen Schüsseln kommt auf den Sold.
Die Mittel zum Aufwande giebt Krieg und Raub. Das
Land zu bebauen oder des Jahres Segen abzuwarten, dazu
möchte man sie minder leicht bewegen, als einen Feind Her¬
auszufordern und sich Wunden zu erkämpfen. Ja, träge und
mattherzig dünkt es sie, mit Schweiß zu erwerben, was man
mit Blut erkaufen kann.
So oft sie nickt in den Krieg ziehen, bringen sie viel