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Der Nordische Krieg.
und Reich (zu Rastadt und Baden, 1714) ungleich günstigere Be¬
dingungen. Sein Enkel blieb König von Spanien; nur wurde fest¬
gesetzt, daß Frankreich und Spanien niemals denselben Herrscher haben
sollten. Kaiser Karl VI. erhielt die spanischen Niederlande, Mailand,
Neapel und Sardinien. Zwischen dem deutschen Reiche und Frankreich
blieb es bei dem Ryswijker Frieden. Der Kurfürst von Bayern und
sein Brnder, der Erzbischof von Köln (der auch für Ludwig Partei
ergriffen hatte), kamen nngeschüdigt davon.
Ter Tod Ludwigs (1715) befreite Deutschland von seinem ärg¬
sten Feinde.
Drittes Kapitel.
Der Nordische Krieg.
gleichzeitig mit dem spanischen Erbfolgekriege hatte der sog.
Nordische Krieg" begonnen, der zwar unmittelbar Deutschland wenig
berührte, in seinen Folgen aber nicht unwichtig für dasselbe ward.
Die Kriegführenden waren zunächst auf der einen Seite der junge,
erst etwa 18jährige, König von Schweden, Karl XII., auf der an¬
deren Kaiser Peter von Rußland, der Kurfürst von Sachsen
als König von Polen und Friedrich IV. von Dänemark. Es
handelte sich um den Besitz gewisser, zwischen diesen vier Reichen be-
legenen Länder, wie Finnland, Schonen und das ehemals deutsche
Lieflaud. Karl XII. kam seinen Gegnern zuvor, warf sich zuerst auf
die Dünen und zwang diese (1700) zum Frieden, schlug dann noch
im gleichen Jahre die Russen bei Narwa und wandte sich nun gegen
die Polen und Sachsen. Auf dem polnischen Throne saß damals als
König August II. Kurfürst Friedrich August I. von Sachsen
(„August der Starke"), der 1697, nachdem er katholisch geworden,
nach dem Tode Johann Sobieskis durch die Wahl der Polen zu
ihrem König erhoben worden war. Das sächsisch-polnische Heer ward
wiederholt geschlagen; Karl XII. nahm Warschau, ließ durch den
Reichstag August der Krone verlustig erklären und an seiner Statt
einen Polen, Stanislaus Leezynski, zum Köuig wählen (1704),
drang sodann durch Schlesien nach Sachsen vor und erzwang den
Frieden von Altranstädt (1706), worin August auf die politische
Krone verzichten mußte. Karl XII. benutzte diese Gelegenheit, da er